Schweiz-sudanesischer Doppelbürger sitzt im Sudan fest
«Wir wurden von Schüssen und Artillerie-Explosionen geweckt»

Etwa 20 Schweizer sind noch immer im Sudan, wo seit Wochen Bürgerkriegszustände herrschen. Einer davon ist der schweizerisch-sudanesische Doppelbürger Mohamed Osman Abou Shoak (72).
Publiziert: 02.05.2023 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2023 um 17:17 Uhr
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Sitzt mitten in den Gefechten im Sudan fest: der schweizerisch-sudanesische Doppelbürger Mohamed Osman Abou Shoak (72).
Foto: zVg
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Michael SahliReporter News

Der Sudan taumelt in einen Bürgerkrieg. 500 Zivilisten sind laut Schätzungen bereits tot, die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten ist im ohnehin bettelarmen Land zusammengebrochen. Mittendrin sind etwa 20 Schweizer, die wegen der prekären Sicherheitslage nicht evakuiert werden können. Einer davon ist der schweizerisch-sudanesische Doppelbürger Mohamed Osman Abou Shoak (72). Blick hat mit dem Zürcher gesprochen.

Die Kommunikation ist schwierig, immer wieder bricht in der Hauptstadt Khartum, wo sich der Schweizer befindet, das Handynetz zusammen. «Es geht mir aktuell mehr oder weniger gut», sagt Abou Shoak am Telefon. Vor 30 Jahren kam der ehemalige Journalist in die Schweiz, arbeitete danach lange in der Hauspost bei einem grossen Verlag. Und reist alle paar Jahre in die alte Heimat, um Verwandte zu besuchen.

Preise von Lebensmitteln verzehnfacht

So auch Mitte April, kurz vor bevor das Töten losging. «Um sechs Uhr morgens wurde die ganze Familie von Schüssen und Explosionen durch die Einschläge von Artillerie geweckt. Es war bedrohlich und schrecklich, vor allem für die Kinder», schreibt er nun per Whatsapp, weil die normale Telefon-Verbindung zusammengebrochen ist.

In den Wochen nach Ausbruch des Konfliktes wurde das Leben im afrikanischen Land zunehmend schwierig. «Das Essen ist knapp und die Preise haben sich fast verzehnfacht. Auch sauberes Trinkwasser ist in vielen Quartieren ein Luxus.» Die meisten Spitäler seien geschlossen und man finde kaum Medikamente in den Apotheken. «Vor allem Leute mit schweren Krankheiten sind sehr gefährdet», so Abou Shoak. Dazu kommt: Die Banken sind geschlossen – und dem schweizerisch-sudanesischen Doppelbürger geht langsam das Bargeld aus.

Eine Möglichkeit zur Evakuierung sieht Abou Shoak momentan nicht. Sohn Mohi steht in Kontakt mit dem Aussendepartement. Bisher ohne Erfolg. «Die Evakuierungsflüge starten von einem Militärflugplatz im Norden. Aber das ist sehr weit weg von meinem Standort. Und der Weg führt durch umkämpfte Quartiere und Brücken.» Eine andere Möglichkeit wäre die Flucht über den Seeweg, aber auch die Häfen sind ausser Reichweite des Schweizers. «Meine einzige Chance ist ein Waffenstillstand, der lange genug hält.»

EDA hat noch nicht reagiert

Es bleibt also nur das Ausharren. «Die Tage vergehen langsam, und ich habe gemischte Gefühle. Hoffnung, aber auch Angst und Wut.» Er könne manchmal die ganze Nacht nicht schlafen, schreibt Abou Shoak, in einem Moment, als das Handy gerade wieder einmal funktioniert. «Manchmal, weil ich meine Kinder vermisse. Manchmal wegen der Bomben und der Flugzeuge, die über das Dach fliegen.»

Abou Shoak appelliert an die Schweiz: «Die Schweiz sollte sich für einen Waffenstillstand einsetzen. Auch humanitäre Hilfe, vor allem die Hilfe mit Medikamentenlieferungen, wäre sehr wichtig.» Gleichzeitig sind die Erwartungen des Zürchers an die internationale Gemeinschaft nicht allzu hoch. Denn beim Konflikt geht es auch um die Kontrolle über die natürlichen Reichtümer des Landes. «Gold und Erdöl trüben die Sicht des Westens», stellt Abou Shoak fest.

Das Departement für auswärtige Angelegenheiten schreibt auf Anfrage, man unterstütze die Schweizer Bürger im Sudan «im Rahmen der Möglichkeiten».

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