Gas-Pipelines nach Europa sind kaputt
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Sabotage-Aktion als Vorteil
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Der Winter naht, Europa braucht Gas. Ausgerechnet die mit Sanktionen belegte Pipeline Nord Stream 2 nahm beim vermuteten Sabotageakt in der Ostsee von Ende September am wenigsten Schaden. Das könnte nun hilfreich sein für Russland.
Publiziert: 06.10.2022 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2022 um 19:16 Uhr
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Am 26. September ereigneten sich in der Ostsee mehrere Explosionen, worauf aus den Nord-Stream-Pipelines unkontrolliert Gas austrat.
Foto: imago
Georg Nopper

Russland versucht nach dem mutmasslichen Sabotageakt gegen die Nord-Stream-Pipelines eine Aufhebung von Sanktionen zu erwirken. Nach Angaben aus Moskau wurde die Pipeline von Nord Stream 2 bei den Explosionen von Ende September weniger stark beschädigt als jene von Nord Stream 1. Die beiden grösstenteils parallel verlaufenden Pipelines bestehen aus je zwei Strängen. Laut Angaben des russischen Staatskonzerns Gazprom blieb Strang B von Nord Stream 2 offenbar weitgehend unversehrt.

Sowohl Nord Stream 1 als auch Nord Stream 2 werden über Betreibergesellschaften letztlich von Gazprom kontrolliert. Der russische Energieminister Alexander Nowak sagte am Mittwoch im Staatsfernsehen über eine mögliche Wiederaufnahme von Gaslieferungen nach Deutschland: «Was Nord Stream 2 betrifft, so ist diese Pipeline bisher nach vorläufiger Einschätzung tatsächlich in technisch geeignetem Zustand.» Zugleich forderte Nowak eine Beteiligung Russlands an den Ermittlungen zur vermuteten Sabotage. Laut Kreml-Angaben darf Russland an den internationalen Untersuchungen nicht teilnehmen.

Konkurs wegen US-Sanktionen

Bereits am Montag teilte Gazprom mit, dass daran gearbeitet werde, den Druck im Strang B von Nord Stream 2 zu senken. Zu diesem Zweck entleere der Konzern die Rohrleitung, die mit Erdgas befüllt sei. «Dies soll es ermöglichen, den Strang B auf Unversehrtheit sicher zu prüfen sowie eventuelle Umweltrisiken bei möglichen Gasentweichungen zu mindern», schrieb Gazprom in einer Mitteilung. Für den Fall, dass eine solche Möglichkeit seitens der Aufsichtsbehörden bestätigt sein werde, sei es nach der Untersuchung des Systems nun möglich, Gaslieferungen durch den Strang B von Nord Stream 2 aufzunehmen.

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Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (64) hatte das Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 am 22. Februar aufgrund des zum damaligen Zeitpunkt befürchteten russischen Einmarschs in die Ukraine gestoppt. Dadurch kam es nicht zur Inbetriebnahme der fertiggestellten Pipeline. Die Betreiberfirma Nord Stream 2 AG wurde zudem von den USA mit Sanktionen belegt. Das Unternehmen mit Sitz in Zug musste sämtliche Mitarbeiter entlassen und Konkurs anmelden.

Wer hinter dem Anschlag steckt, ist unklar

Mit dem offenbar funktionierenden Strang B von Nord Stream 2 möchte Russland nun eine Aufhebung von Sanktionen erreichen – schliesslich kann die Pipeline ansonsten nicht in Betrieb genommen werden. Dies wird im Westen teilweise als Indiz gedeutet, dass doch Russland selbst hinter der Sabotage seiner eigenen Pipelines stecken könnte. Unter Hinweis auf technische Probleme, die wegen der gegen Russland verhängten Sanktionen nicht behoben werden könnten, übte Moskau bereits mit Nord Stream 1 Druck auf Europa aus, als über diese Röhre in beschränktem Ausmass noch Gas floss.

Allerdings stehen im Zusammenhang mit den beschädigten Pipelines auch die USA im Verdacht: Im Februar drohte US-Präsident Joe Biden (79), Nord Stream 2 ein Ende zu setzen, falls Russland in die Ukraine einmarschiert. «Es wird keine Nord Stream 2 mehr geben», sagte Biden. Er verspreche, dass man dazu in der Lage sei. Ähnlich äusserte sich seine Staatssekretärin für politische Angelegenheiten im Aussenministerium, Victoria Nuland (61). Falls Russland die Ukraine überfalle, werde Nord Stream 2 «auf die eine oder andere Weise» gestoppt.

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Aufgrund der Sanktionen gegen Russland werden die USA zudem selbst zu einem immer wichtigeren Energielieferanten für Europa. Dass viele europäische Lagertanks inzwischen mit Flüssiggas aus den USA gefüllt werden, wird unter anderem vom Kreml als Motiv ins Feld geführt, dass die USA für den Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines verantwortlich sind.

Die Explosionen, die zu den Pipelinebrüchen in der Ostee führten, ereigneten sich am 26. September. Nach Angaben des schwedischen Erdbebendienstes erreichten sie eine Stärke von 2,2 auf der Richterskala. Schwedische und dänische Ermittler erklärten, dies seien Explosionen gewesen, die mehreren Hundert Kilo des Sprengstoffs TNT entsprechen würden.

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