Wärmebildaufnahmen zeigen Methanwolke
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Nach Leck in Nord Stream:Wärmebildaufnahmen zeigen Methanwolke

Nach Nord-Stream-Lecks
Klimaschädliche Methanwolke zieht über Europa

Nachdem die Pipelines Nord Stream 1 und 2 beschädigt wurden, zieht nun eine grosse Methanwolke über die Ostsee und weiter bis nach Italien. Wie viel Gas ausgetreten ist, bleibt derweil unklar.
Publiziert: 01.10.2022 um 16:08 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2022 um 16:33 Uhr
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In der Nacht von Montag auf Dienstag sprudelte es in der Ostsee. Der Grund: Die Pipelines Nord Stream 1 und 2 wurden beschädigt.
Foto: keystone-sda.ch

Während der Gasstrom aus den beiden beschädigten Pipelines Nord Stream 1 und 2 bereits nachlässt, folgt das nächste Problem. Durch die erhebliche Menge Methan, die in den letzten Tagen im Meer ausgetreten ist, hat sich über der Ostsee eine riesige Gaswolke gebildet, die jetzt über Europa zieht. Das zeigt eine Auswertung des Integrated Carbon Observation System (Icos).

In den Messstationen von Finnland, Schweden und Norwegen wurde bereits ein erheblicher Anstieg an Methan bemerkt. Wie viel Gas aus den beschädigten Pipelines ausgetreten ist, bleibt bislang unklar. Auch die Satellitenbilder geben keine Auskunft über die Masse, da es in den letzten Tagen zu bewölkt war. Eigentlich waren Nord Stream 1 und 2 wegen der Sanktionen gegen Russland nicht in Betrieb, dennoch waren sie mit Gas gefüllt.

80 Mal schlimmer als CO₂

«Wir gehen davon aus, dass der Wind das Methan zunächst Richtung Norden bis zum Finnischer Archipel getragen hat und dann Richtung Schweden und Norwegen abgebogen ist», sagt Stephen Platt vom Norwegian Institute for Air Research zum «Spiegel».

Eine Statistik von Icos zeigt, wie sich bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag die Werte in Finnland erhöht haben, als die beiden Pipelines beschädigt wurden. Am Dienstag schlugen die Methan-Werte in der schwedischen Stadt Uppsala drastisch nach oben. Ein weiterer Teil der Methanwolke soll laut «Corriere della Sera» über Europa nach Italien ziehen.

Wie schwer die Pipeline-Lecks die Umwelt belasten, ist noch unklar. Fest steht, dass das Treibhausgas Methan 80 Mal schädlicher ist fürs Klima als CO₂. Sollte also im schlimmsten Fall das gesamte Gas aus den Pipelines ausgetreten sein, entspreche der Methangehalt laut «NDR» so viel wie 28,5 Millionen Tonnen CO₂. Das deutsche Umweltbundesamt geht von mindestens 300'000 Tonnen Methan aus, das entspreche einer Umweltbelastung von 7,5 Millionen Tonnen CO₂. Zum Vergleich: Die Schweiz produziert jährlich 43,4 Millionen Tonnen CO₂.

Keine direkte Gefahr für den Menschen

Noch sind die langfristigen Folgen des Methanaustritts unklar. Die Wasserqualität sollte sich aber nicht verschlechtert haben, da sich Methan kaum in Wasser löst. Ausserdem ist Methan nicht giftig, die Auswirkungen auf die Meeresumwelt sind deshalb gering.

Auch für Menschen soll die Methanwolke über Europa ungefährlich sein. Für die Umwelt ist der Austritt dennoch eine Belastung. Und: Die Pipelines können nicht so schnell repariert werden. Russland wird Europa deshalb auf diesem Weg vorerst kein Gas mehr liefern können. (jwg)

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