Gas-Pipelines nach Europa sind kaputt
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Flug über Leck-Stellen zeigt:Gas-Pipelines nach Europa sind kaputt

Behörden befürchten dauerhaften Schaden
Reparaturen der Nord-Stream-Pipelines drängen – aber sie werden schwierig

Vier Lecks an den Nord-Stream-Pipelines sind das Ergebnis eines mutmasslichen Sabotageakts. Die Reparaturarbeiten drängen, aber die Betreiber können sie nicht sofort in Angriff nehmen. Derweil sorgen sich Sicherheitsbehörden um irreversible Schäden an den Rohren.
Publiziert: 29.09.2022 um 16:05 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2022 um 16:37 Uhr
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Das austretende Gas sorgt für eine immense Blasenbildung in der Ostsee.
Foto: keystone-sda.ch

Das Gas fliesst ungehindert aus den Nord-Stream-Pipelines in die Ostsee. Am Montag wurde ein viertes Leck an Nord-Stream-2 gemeldet. Neben den möglichen Ursachen und Folgen stellt sich eine Frage: Wie kann man die Schäden reparieren? Genaue Einschätzungen sind derzeit schwierig, weil das Ausmass des Schadens noch unklar ist.

Die umfangreiche Blasenbildung sei aber ein Indiz für das Schadensausmasses. «Die strukturelle Integrität der Pipeline muss massiv beschädigt sein», sagt Nord-Stream-2-Sprecher Ulrich Lissek zur Nachrichtenagentur dpa. Er sprach von einem möglichen «Riesenriss».

Behörden befürchten dauerhaften Schaden

Unterdessen befürchten deutsche Sicherheitsbehörden Schlimmes: Wenn die vier beschädigten Röhren der Pipelines Nord Stream 1 und 2 nicht schnell repariert würden, könnten sie für immer unbrauchbar werden. Das berichtet der «Tagesspiegel» und beruft sich auf Informationen aus Regierungskreisen. Je länger man mit den Reparaturen warte, desto mehr Salzwasser laufe in die Pipelines, wodurch diese beschädigt werden können.

Reparatur der Nord-Stream-Pipelines drängen – aber sie werden schwierig

Der Betreiber der Pipeline Nord Stream 1 schliesst eine Reparatur des beschädigten Doppelstrangs aber nicht generell aus. Für mögliche Arbeiten gebe es Erfahrungen und Anbieter, sagt ein Sprecher der Nord Stream AG zur dpa. Man wolle die Schäden so schnell wie möglich inspizieren. Dafür müssten aber die Behörden die verhängten Sperrzonen zunächst aufheben.

Für die Nord Stream 2 AG dürften etwaige Erkundungen oder gar Reparaturen auch deshalb schwierig werden, weil das Unternehmen seit Anfang des Jahres unter US-Sanktionen steht, die Geschäfte mit dem Unternehmen mit Sitz in Steinhausen ZG unmöglich machen. Zu möglichen Kosten und wer diese übernehme, wollte der Sprecher keine Angaben machen.

Pipelines müssen zunächst «ausgasen»

Nach Angabe der Betreiber der Schwesterpipeline Nord Stream 1 will man zuerst mit unbemannten Unterwasserfahrzeugen, die von Schiffen aus gesteuert werden, die Schäden erkunden. Ähnliche Geräte kämen auch bei regelmässigen Inspektionen zum Einsatz.

Eine Unterwasser-Pipeline wieder instand zu setzen, ist allerdings kein leichtes Unterfangen. Unterwasser-Reparaturen sind komplex und gefährlich.

Bereits vor den Druckproblemen ist weder durch Nord Stream 1 noch durch Nord Stream 2 Gas von Russland Richtung Europa geflossen. Letztere ist nie in Betrieb gegangen. Durch Nord Stream 1 hatte der russische Gaskonzern Gazprom Anfang September alle Lieferungen gestoppt.

Trotzdem befanden sich in beiden Pipelines mehrere Millionen Kubikmeter Erdgas. Deswegen können die Betreiber die Reparaturen wahrscheinlich nicht so schnell in Angriff nehmen. «Die gesamte Pipeline muss erst ausgasen», sagt Gerald Bachler, Ingenieur und Industrie-Divisionsleiter des Tüv-Süd Österreich zum Nachrichtenportal Futurezone. Zuvor bestehe eine hohe Explosionsgefahr.

Wie der Leiter der dänischen Energiebehörde, Kristoffer Bötzauw, zur dänischen Zeitung «Berlingske» sagt, rechne man derzeit damit, dass das Gas gegen Sonntag vollständig ausgetreten sein soll.

Ein gefährlicher Job

Im Prinzip verfüge jeder Pipeline-Betreiber über diverse Reparaturkonzepte, sagt Bachler. Ob derart grosse Explosionen allerdings einkalkuliert seien, kann er nicht beurteilen. Bachler geht davon aus, dass die Betreiber ganze Abschnitte austauschen und neue Rohre fertigen müssen.

Um das zu bewerkstelligen, lasse ein Schiff ein Unterwasserhabitat herab, eine Art Tauchkammer. Die Station werde über die zu reparierende Stelle gestülpt, danach fixiert und das Wasser im Inneren des Raumes abgepumpt. So werde mittels Druckluft eine trockene Überdruckumgebung geschaffen. Dann könne ein Schweisser das Habitat betreten und «wie an der Oberfläche schweissen», erklärt Bachler.

Zuvor sollen allerdings so viele Schweissungen wie nur möglich an Land durchgeführt werden. Das spare Kosten und schütze die Schweisser vor überflüssigen Gefahren. «Der Arbeitsplatz eines Unterwasserschweissers ist mit Sicherheit einer der gefährlichsten, den man sich vorstellen kann», sagt Bachler zu Futurezone. Unter anderem bestehe das Risiko, Dekompressionskrankheiten zu erleiden.

Was ebenfalls vorab erledigt werden müsse: Auf beiden Seiten der Pipeline muss ein sogenannter Molch eingeführt werden. Das sind Geräte, die Pipelines warten oder Messungen an ihnen durchführen. In diesem Fall tragen sie gemäss Bachler dazu bei, dass weder Wasser noch Gas aus der Pipeline austritt. (bab)

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