Der Starökonom und ehemalige Harvard-Dozent Jeffrey Sachs (67) ist überzeugt, die Saboteure hinter den Nord-Stream-Explosionen vergangene Woche in der Ostsee zu kennen. In einem Gespräch mit «Bloomberg» am Montag sagte der renommierte US-Ökonom, die Explosionen seien das Werk der USA und vielleicht Polens.
Die TV-Moderatoren versuchten so schnell wie möglich das Thema zu wechseln, doch Sachs beteuerte, der grösste Teil der Welt sehe die derzeitige Konfliktlage nicht so, wie es westliche Medien beschreiben würden. Dabei befinde sich Europa in einem «sehr starken wirtschaftlichen Abschwung», so Sachs. Der Kontinent werde von Energieengpässen heimgesucht.
Die Energiekrise werde durch die Zerstörung der Nord-Stream-Pipeline noch verschlimmert. «Ich wette, das war eine Aktion der USA – vielleicht der USA und Polens», so Sachs. Dafür gebe es keine Beweise, versuchen die Moderatoren Sachs zu widersprechen. Dieser will von «direkten Radarbildern» wissen, «die zeigen, dass US-Hubschrauber, Militärhubschrauber, die normalerweise in Danzig stationiert sind, über diesem Gebiet kreisten». Dies, obschon unabhängige Recherchen offenbar ergeben haben, dass ein fraglicher Helikopterflug FFAB123 nicht direkt über die Gaslecks verlief.
«Eskalationspfad zum Atomkrieg»
Sachs führte weiter aus, dass die USA Anfang des Jahres zudem gedroht hätten, dass «wir Nord Stream so oder so beenden werden». Schliesslich, so Sachs, gebe es auch die «bemerkenswerte Erklärung» von US-Aussenminister Antony Blinken (60), der am Freitag in einer Pressekonferenz sagte: «Dies ist auch eine enorme Chance. »
Blinken hatte dabei jedoch nicht eine mögliche Sabotage als riesige Chance bezeichnet, sondern die derzeitige Situation in Europa und die Förderung von erneuerbaren Energien. Sachs aber zeigte sich unbeeindruckt. Er wisse, dass dies «unserem Narrativ» zuwiderlaufe und man «so etwas im Westen nicht sagen» dürfe. Doch überall auf der Welt würden die Menschen glauben, dass es die USA gewesen seien.
Sachs bezeichnet die gegenwärtige Situation als «den gefährlichsten Moment seit der Kubakrise» im Oktober 1962. «Ich befürchte, dass wir uns auf einem Eskalationspfad zum Atomkrieg befinden.» Die Welt befinde sich auf einem «Weg der ausserordentlich gefährlichen Eskalation». (kes)