Russischer Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow (61) warnt
Putin bereitet Volk auf Atomkrieg vor

Dmitri Muratow blickt weitgehend pessimistisch in die Zukunft. Er warnt vor einem russischen Atomschlag und glaubt nicht, dass die Beziehungen zwischen seinem Heimatland und der Ukraine sich jemals wieder normalisieren werden. Eine Sache macht ihm allerdings Hoffnung.
Publiziert: 30.03.2023 um 20:39 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2023 um 16:35 Uhr
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Dmitri Muratow blickt weitgehend pessimistisch in die Zukunft.
Foto: keystone-sda.ch

Wie weit wird der Kreml in seiner Konfrontation mit dem Westen gehen? Der russische Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow (61) rechnet mit dem Schlimmsten. Er befürchtet, dass Kremlchef Wladimir Putin (70) einen Atomschlag befehlen könnte.

«Wird Putin den Atomknopf drücken oder nicht? Wer weiss? Niemand weiss das. Es gibt keine einzige Person, die das mit Sicherheit sagen kann», sagt er im Gespräch mit der BBC. Undenkbar sei es aber nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass Muratow vor der nuklearen Eskalation warnt. Bereits im März des vergangenen Jahres sagte der regierungskritische Journalist bei einer Anhörung im Europaparlament: «Ich schliesse nicht aus, dass es irgendwann tatsächlich Versuchungen geben könnte, auf den nuklearen Knopf zu drücken.»

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Russland will «nuklearen Tsunami» auslösen

Ein Jahr später hat Muratow eine erschreckende Beobachtung gemacht. «Wir sehen, wie die staatliche Propaganda die Menschen darauf vorbereitet, zu denken, dass ein Atomkrieg nichts Schlechtes ist», erläutert er. Atomkrieg und Atomwaffen würden beworben, «als ob sie für Tiernahrung werben würden.»

«Sie reden davon, Grossbritannien und Frankreich ins Visier zu nehmen, einen nuklearen Tsunami auszulösen, der Amerika wegspült. Warum sagen sie das? Damit die Menschen bereit sind», glaubt der Chefredaktor der in Russland vorläufig eingestellten «Nowaja Gaseta».

Auch mit Blick auf die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine hat er keine guten Nachrichten zu verkünden. «Nie wieder wird es normale Beziehungen zwischen den Menschen in Russland und der Ukraine geben. Niemals», macht er deutlich.

Putin unterstützen vor allem die Älteren

Optimistisch stimmen ihn in diesen Zeiten nur die jungen Russinnen und Russen. «Unsere jüngere Generation ist wunderbar», erklärt Muratow. «Sie ist gebildet. Fast eine Million Russen haben das Land verlassen. Viele derjenigen, die geblieben sind, sind kategorisch gegen das, was in der Ukraine passiert. Sie sind gegen die Hölle, die Russland dort geschaffen hat.»

Er hofft, dass die junge Generation Putin überleben wird. Denn: Putins Unterstützungsbasis bestehe vor allem aus älteren Menschen. (nad)

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