Tochter malt Anti-Kriegsbild – Vater zu zwei Jahren Knast verurteilt
Putin-Agenten schnappen Vater, weil er sein Handy einschaltete

Weil seine Tochter ein Anti-Kriegs-Bild malte, wurde der Russe Alexej Moskaljow zu zwei Jahren Straflager verurteilt. Der alleinerziehende Vater ergriff daraufhin die Flucht – ohne Erfolg. Nun wurde er verhaftet.
Publiziert: 29.03.2023 um 13:54 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2023 um 14:28 Uhr
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Maria Moskaljowa malte ein Bild im Kunstunterricht, auf dem man russische Raketen auf die Ukraine zufliegen sieht. Dazu schrieb sie «Nein zum Krieg».
Foto: OVD Info
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Jenny WagnerRedaktorin News

Die Zeichnung von Maria Moskaljowa (13) ging um die Welt. Sie malte letzten April im Kunstunterricht ein Bild für Frieden in der Ukraine. Daneben schrieb sie: «Nein zum Krieg und Ruhm der Ukraine.» Eine Aussage mit fatalen Folgen: Moskaljowa und ihr Vater bekommen den Zorn des Kremls zu spüren. Wegen der Zeichnung seiner Tochter und weil er in den sozialen Medien kritische Posts veröffentlichte, wurde ein Verfahren eröffnet. Das Kind muss ins Heim, ihr Vater, Alexey Moskaljow, soll für zwei Jahre in die Strafkolonie.

Das Urteil zu zwei Jahren Haft wurde in Abwesenheit von Moskaljow gefällt. Dieser war zuvor aus dem auferlegten Hausarrest in Tula entkommen, indem er seine Fussfessel abschnitt. Marina Owsjannikowa, ehemalige Mitarbeiterin des russischen Staatssenders Channel 1, die zur Hauptsendezeit mit einem Anti-Kriegsplakat ins Studio trat, schrieb auf Telegram, dass ihre Freunde und Kollegen Moskaljow bei der Flucht geholfen hätten. Doch jetzt wurde er in Minsk festgenommen, wie «Meduza» berichtet. Offenbar konnten Agenten ihn ausfindig machen, nachdem er sein Handy eingeschaltet hatte.

Wagner-Boss hält Verurteilung für ungerecht

Während Putin ihn in ein Straflager stecken will, setzt sich ausgerechnet Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (61) für Moskaljow ein. «Wir halten die Verurteilung von Alexej Moskaljow für ungerecht», schreibt Prigoschin im Namen der Wagner-Gruppe in einem Brief an die Staatsanwaltschaft in Tula. Er kritisiert, dass das Mädchen im Waisenhaus aufwachsen soll.

«Die Kämpfer der Wagner-Gruppe schützen die Interessen der russischen Föderation und sterben ehrenhaft für ihre Heimat und die Zukunft der Kinder», fährt Prigoschin fort. Die Tatsache, dass Kinder ihre Eltern verlieren und deshalb in Heime kommen, sei «eine grosse Tragödie für Russland und die Zukunft des Landes», so der sonst skrupellose Wagner-Boss. Prigoschin bittet darum, das Urteil zu überdenken.

Obhut des Vaters sei «sozial gefährliche Situation»

Den Eltern von Moskaljowa soll das Sorgerecht entzogen werden, eine entsprechende Anhörung ist auf den 6. April angesetzt, schreibt «Meduza». Bereits jetzt ist die Familie in einem «präventiven Register von Familien in einer sozial gefährlichen Situation» erfasst. Seit ihr Vater unter Hausarrest gestellt wurde, hat die Tochter keinen Kontakt mehr zu ihm. Moskaljow lebt getrennt von der Mutter des Kindes und hat die Tochter alleine aufgezogen.

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Mascha Moskaljowa schrieb ihrem Vater unterdessen einen emotionalen Brief. Dieser wurde am Mittwoch vom Anwalt von Alexej Moskaljow veröffentlicht. «Ich liebe dich sehr und weiss: Du bist an nichts schuld», schreibt die Teenagerin darin.

«Alles, was du tust, ist richtig», macht Mascha ihrem Papa Mut. «Ich glaube, dass alles gut wird und wir zusammen sein werden», gibt sie sich optimistisch.

«Du bist mein Papa, der klügste, schönste, beste Papa der Welt», schreibt sie weiter. «Bitte, gib einfach nicht auf», fleht sie ihn an. Sie sei stolz auf ihren Vater. Ihr Fazit: Eine bittere Wahrheit sei besser als eine süsse Lüge. Mit den Worten «Ich liebe dich, du bist ein Held. Mein Held» endet der Brief.

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