Sie haben genug vom Töten, vom Sterben, von diesem sinnlosen Krieg. Eine Gruppe russischer Soldaten widersetzt sich den Befehlen ihrer Vorgesetzten. Am Mittwoch tauchten in den sozialen Medien Videoaufnahmen von russischen Reservisten auf, die sich weigerten, wieder an die Front verlegt zu werden. Die Rekruten beklagen darin, sie würden «ins Gemetzel» geschickt.
Die Soldaten behaupten im Clip, dass ihre Offiziere sie offen als «Fleisch» bezeichnen würden. Sie würden nur als «Kanonenfutter» behandelt.
«Wir werden in den sicheren Tod geschickt», rufen sie. Und sie wüssten nicht, für wen oder wofür. «Wir gehen besser ins verdammte Gefängnis. Stecken Sie alle ins Gefängnis, wir bleiben dort», erklärt einer von ihnen. Niemand werde zurück an die Front gehen.
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Suizide in den eigenen Reihen
«Uns ist es scheissegal. Wenigstens werden wir am Leben sein und nicht den Rest unseres Lebens wegwerfen. 5, 7 oder 10 Jahre. Wir sind bereit», beteuern sie weiter. Notfalls würden sie zu Fuss oder per Taxi flüchten.
Die Soldaten betonen, sie würden für die Verteidigung des russischen Territoriums kämpfen. Gleichzeitig würden sie sich aber weigern, ukrainische Dörfer anzugreifen.
Manche Soldaten seien so verzweifelt gewesen, dass sich selbst das Leben nahmen. Ein Rekrut berichtet, dass er dies seinem Kommandanten meldete. Der wiederum habe sich nicht dafür interessiert.
Mobilisierte bitten Putin um Hilfe
Ende Februar war bereits ein ähnliches Video von Mobilisierten aus Irkutsk aufgetaucht. Sie kritisierten den Umgang ihres Kommandos mit ihnen und baten ausgerechnet Kremlchef Wladimir Putin (70) um Hilfe. «Wir bitten Sie, sich mit den gesetzlosen und kriminellen Befehlen des Kommandos auseinanderzusetzen», so die Forderung der Männer.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine fordert einen hohen Blutzoll. Die Taktik, Welle um Welle schlecht ausgerüsteter und schlecht ausgebildeter mobilisierter Männer zum Sterben an die Front zu schicken, hat sich etwa für die Söldnertruppe Wagner in Bachmut als halbwegs erfolgreich erwiesen. Nato-Chef Jens Stoltenberg (63) warnte am Mittwoch, die Stadt könne innerhalb weniger Tage fallen.