Es fehlt offenbar an allem: Munition, Ausrüstung, Waffen. Die russische Armee scheint in einem desolaten Zustand. Selbst Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) hat die Umstände kritisiert. Er und seine Söldner würden keine Munition bekommen. Es gebe genügend Geschosse, «aber karrieregeile Politiker, Dreckskerle, Mistviecher müssen erst ihre Unterschrift leisten», damit diese geliefert würden, schimpfte er Ende Februar.
Inzwischen hat die Wagner-Gruppe die geforderte Munition erhalten. Gelöst ist das Nachschub-Problem damit aber nicht. Denn: Es fehlt auch an Fahrzeugen. Zu viele wurden bereits von der ukrainischen Armee zerstört.
Die Russen kommen mit der Produktion nicht hinterher. Und so wird offenbar kräftig improvisiert. Was gerade da war, wird umfunktioniert. Das zeigen Bilder, die in den sozialen Medien aufgetaucht sind. Darauf zu sehen: ein neuartiger Panzer aus alten Teilen. Er besteht aus einem Truppentransporter, einem MT-LB, und einer ausrangierten Schiffskanone, einer 2M-3 Flugabwehrkanone. Das berichtet der «Defense Express».
Beweis für den erbärmlichen Zustand der Armee
Die Kanonen sollen uralt sein und noch aus den 1940er-Jahren stammen. Auch wenn unklar ist, wann die Aufnahmen genau entstanden sind, ist für die Militärexperten des «Defense Express» klar, dass die Russen längst damit begonnen haben, ihre verbliebenen Fahrzeuge zu «modernisieren». Und diese Schiffskanonen-Kreation werde von den Russen aktuell gelobt. Die Arbeit sei «unglaublich» und würde der Armee einen Vorteil verschaffen.
Auf Twitter ernten die «neuartigen» Panzer dagegen jede Menge Spott. «Das spricht Bände darüber, in welchem erbärmlichen Zustand sich die russische Rüstungsindustrie verwandelt hat», schreibt etwa der Account Tendar, der sich seit Kriegsbeginn ausführlich zu den Geschehnissen äussert.
Ihn und andere Militäranalysten erinnert die Konstruktion an selbstgebastelte Waffen der Terror-Gruppe Islamischer Staat in der syrischen Wüste.
Ein anderer User schreibt: «Sind diese Fahrzeuge für den Standbetrieb gedacht? Ich wüsste nicht, wie man damit irgendwohin fahren könnte, ohne die gesamte lokale Kraftstoffreserve zu verbrauchen.»
Ob diese Schiffskanonen-Panzer tatsächlich im Ukraine-Krieg eingesetzt werden, ist nicht klar. So kurios die Konstruktion auch wirken mag, raten Militärexperten zur Vorsicht. Denn: Es handle sich immer noch um ein militärisches Fahrzeug, ausgestattet mit einer tödlichen Waffe. (jmh)