Erdogan: «Die Welt wartet auf gute Neuigkeiten»
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Gespräche in Istanbul:Erdogan: «Die Welt wartet auf gute Neuigkeiten»

Russische Aktivistin warnt
«Abramowitsch ist der treuste von Putins Oligarchen»

Der russische Magnat Roman Abramowitsch tauchte überraschend bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul auf. Als neutraler Vermittler ist der schwerreiche Geschäftsmann kaum geeignet.
Publiziert: 31.03.2022 um 16:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2022 um 19:22 Uhr
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Roman Abramowitsch (M.) war bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul mit dabei. Links von ihm der Gastgeber, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
Foto: IMAGO/SNA

Er war die Überraschung von Istanbul: Der russische Oligarch Roman Abramowitsch (55) nahm am Dienstag an den Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew in der türkischen Metropole teil. Der Milliardär war zwar nicht offiziell Teil der russischen Delegation, war jedoch mit Zustimmung von Kreml-Chef Wladimir Putin (69) an den Gesprächen beteiligt. Seine Anwesenheit warf die Frage auf, ob der Milliardär, der im Westen in erster Linie als Besitzer des Londoner Fussballklubs Chelsea bekannt geworden ist, eine vermittelnde Rolle zwischen den Kriegsparteien spielen könnte.

Die Journalistin und Aktivistin Maria Pewtschich (35) warnt nun jedoch vor Abramowitsch. Die Mitstreiterin des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexei Nawalny (45) glaubt nicht an die guten Absichten des Geschäftsmanns. «Roman Abramowitsch ist der treueste und ergebenste von Putins Oligarchen. Seine Loyalität ist kristallklar. Seit zwei Jahrzehnten unterstützt er bedingungslos alles, was Putin tut», schriebt Pewtschich auf Twitter. «Sogar jetzt, im Krieg, ist Abramowitsch für den Präsidenten da und nimmt seine Befehle nickend entgegen.»

«Dank ihm ist Putin noch an der Macht»

Nach Pewtschichs Einschätzung kann die Bedeutung des Oligarchen im System Putin nicht hoch genug eingestuft werden. «Roman Abramowitsch ist der Grund, weshalb Putin noch immer an der Macht ist. Seit 22 Jahre spielt er eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung von Putins Regime», schreibt sie und zeigt auf, wie die russische Oligarchie funktioniert. «Vor vielen Jahren versammelte Putin alle Oligarchen an einem Tisch und sagte ihnen: ‹Wenn ihr eure politischen Ambitionen aufgebt, gebe ich euch die Möglichkeit, euch zu bereichern. Nehmt so viel, wie ihr wollt, aber stellt meine Macht nicht infrage.› Dabei fliesst natürlich immer ein Teil ihres Einkommens durch Provisionen oder Bestechungsgelder in Putins Kasse.»

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Der Aufstieg von Abramowitsch begann bereits zurzeit der Präsidentschaft von Boris Jelzin (1931–2007). 1997 kam die staatliche Ölgesellschaft Sibneft durch Privatisierung für den viel zu tiefen Preis von 100 Millionen Dollar in die Hände des aufstrebenden Geschäftsmanns. 2005 verkaufte Abramowitsch das Unternehmen für rund 13 Milliarden Dollar zurück an den staatlichen Energiekonzern Gazprom. Später trat Abramowitsch unter anderem als «Spender» für Putins Privatpalast, als Käufer einer Yacht für den Präsidenten oder als Mitbesitzer des regimetreuen TV-Senders Kanal Eins in Erscheinung. Daneben pflegt er einen ausschweifenden Lebensstil mit luxuriösen Villen, Privatjets, Yachten und teuren Sportwagen – hält sich dabei aber auffällig im Hintergrund. In der Öffentlichkeit tritt er kaum auf, Interviews gibt er nicht.

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Giftanschlag auf Abramowitsch:«Ein Warn-Signal an Oligarchen mit Wohnsitz im Westen»

Zumindest auf einen Teil seiner Besitztümer muss Abramowitsch derzeit verzichten. Am 10. März konfiszierte Grossbritannien sein dortiges Vermögen, er gilt damit praktisch als unerwünschte Person. Den FC Chelsea muss er nach fast 20 Jahren verkaufen. Auch die Schweiz hat den Magnaten auf die Sanktionsliste gesetzt.

Spielt Abramowitsch ein Doppelspiel?

Abramowitschs Rolle im Bemühen um ein Ende des Krieges bleibt mysteriös. Die Gerüchte über einen angeblichen Giftanschlag auf den Oligarchen sind im Propagandakrieg ebenso schwierig einzuordnen wie die kolportierte Reaktion Putins auf eine handgeschriebene Notiz des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44). «Sag ihm, dass ich sie vernichten werde», soll der Kreml-Chef gesagt haben, als ihm Abramowitsch die Nachricht von Selenski überbrachte. Am Mittwoch machte dann auch noch die Meldung die Runde, die Erwähnung von Abramowitsch in den staatlichen Medien im Zusammenhang mit den Verhandlungen sei verboten worden.

Spielt Abramowitsch ein doppeltes Spiel? Versucht er sein Vermögen zu retten? Maria Pewtschich ruft die Ukraine und den Westen jedenfalls dazu auf, sich vom diplomatischem Auftreten des Oligarchen nicht blenden zu lassen. «Ich verstehe nicht, wie man vermuten kann, dass Abramowitsch plötzlich ein guter Kerl ist. Worauf basiert diese Annahme? Hat sich irgendetwas geändert?» Die Anwesenheit des Putin-Vertrauten an den Verhandlungstischen sei «kein gutes Zeichen». (sst)

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