Nach der Eskalation am Golf und dem Zerplatzen des Atomabkommens steigt die Angst: Wann wird der Iran seine erste Atombombe gebaut haben?
Die staatliche Nachrichtenagentur Irna verkündete, dass Teheran sein Atomprogramm unbegrenzt weiterführen und Uran ohne Beschränkung anreichern werde. Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif (59) droht: «Es wird bei der Anzahl verwendeter Zentrifugen keinerlei Einschränkungen mehr geben.»
Laut Götz Neuneck (65), Sprecher des Arbeitskreises Physik und Abrüstung in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, würde es mindestens sechs bis zwölf Monate dauern, bis der Iran in der Lage wäre, einen ersten Atomwaffentest durchzuführen. «Ein Test bedeutet aber noch lange nicht, dass man eine einsetzbare Bombe hat», sagt Neuneck. Es brauche weitere Zeit, um das Produkt zu einer wirksamen Bombe auf einem operativen Trägersystem zu entwickeln und abschiessen zu können.
Ein Schlag wäre ein verheerendes Eigentor
Allerdings zweifelt Götz Neuneck stark daran, dass der Iran die Bombe bauen wird. Noch immer arbeite Teheran wohlweislich mit der Internationalen Atombehörde (IAEA) zusammen, womit die Atomanlagen inspiziert werden könnten und gegenüber dem iranischen Atomprogramm Transparenz herrsche. «Der Iran weiss genau, dass es politisch höchst unklug wäre, offiziell die Entwicklung der Atombombenstreitmacht voranzutreiben», sagt Neuneck.
Denn ein Abschuss wäre ein massives Eigentor. Neuneck: «Die USA mit ihren Tausenden von Nuklearwaffen würden sich damit legitimiert sehen, Iran zu bombardieren und die iranischen Atomeinrichtungen zu zerstören.»