Im Nahen Osten bereiten die Iraner ihre Rache gegen die Amerikaner vor. 35 Ziele, die man ins Visier nehmen könnte, hat das iranische Regime bestimmt. Sie befänden sich dort, «wo immer die Amerikaner erreichbar» seien.
Zurzeit befinden sich Zehntausende gleich vor der Haustür der Iraner, die mit ihren neuen Raketen des Typs Chorramschahr-2 Ziele bis 3000 Kilometer Entfernung – also bis zur Schweiz – zerstören können.
In der Region des Persischen Golfs sind rund 30’000 US-Soldaten stationiert. Die Iraner brauchen nur eine Rakete über den bis zu 300 Kilometer breiten Golf nach US-Stellungen etwa in Kuwait, Bahrain oder Katar zu schiessen. Auch auf dem Meer bieten sich Ziele an: Die USA sind im Persischen Golf vor Bahrain mit ihrer 5. Flotte stationiert, die 30 Kriegsschiffe umfasst.
Abwehrsysteme überlistet
Als Racheziele kommen auch die sieben US-Stellungen in Irans Nachbarland Irak in Frage, wo zurzeit 5500 US-Soldaten im Einsatz stehen. Schlecht für die Amerikaner ist, dass das irakische Parlament die US-Soldaten nach dem Anschlag auf den iranischen General Qassem Soleimani (†62) loswerden will und somit iranische Racheakte unterstützen könnte.
Zwar verfügen die Amerikaner bei ihren Basen über hervorragende Abwehrsysteme. Mauro Mantovani (54), Dozent Strategische Studien an der ETH-Militärakademie, sagt aber zu BLICK: «Der Raketenangriff auf eine saudische Erdölraffinerie im September hat gezeigt, dass selbst Objekte verwundbar sind, die über Luftabwehrmittel verfügen.»
130'000 Raketen gegen Israel
Israel, eng mit den USA befreundet, gehört ebenfalls zur Liste mit Angriffszielen. Über Jahre haben die Iraner die in Israels Nachbarland Libanon ansässige Hisbollah mit Waffen ausgerüstet. Inzwischen soll die schiitische Miliz über rund 130’000 Raketen verfügen, die sie im Auftrag Teherans steigen lassen könnte.
Die Israeli haben daher den Hermon-Berg, ein beliebtes Skigebiet unmittelbar an der libanesischen Grenze, aus Sicherheitsgründen abgesperrt. Denn auch in Israel gilt: Trotz modernster Abwehrsysteme können niemals alle Raketen rechtzeitig unschädlich gemacht werden.
Schiffe in Gefahr
Besonders bedrohlich: Die Iraner nehmen für ihre Rache nicht nur militärische US-Ziele ins Visier. Mauro Mantovani: «Am einfachsten anzugreifen wären natürlich weiche Ziele wie Niederlassungen von US-Firmen, amerikanische Touristen im Ausland oder Handelsschiffe.»
Im Persischen Golf dümpeln unzählige westliche Frachtschiffe, die einem Angriff mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert sind. Da die iranischen Revolutionsgarden die Strasse von Hormus, die rund 50 Kilometer schmale Einfahrt in den Golf, kontrollieren, wissen sie jederzeit, welche Schiffe mit welchen Ladungen ein- und ausfahren.
Als es im August 2019 am Persischen Golf wegen festgesetzter Tanker zu einer Krise kam, stoppten Reiseveranstalter wie die britisch-amerikanischen P&O Cruises ihre Kreuzfahrten in das Binnenmeer. Europäische Unternehmen peilen den Golf aber immer noch an. Bei Tui Suisse heisst es: «Im Moment gibt es bei den Reisen in den Persischen Golf keine Einschränkungen, wir beobachten aber die Situation laufend und halten uns an die Empfehlungen des EDA.»
Liste mit Trumps Liegenschaften
Mit Vergeltung ist aber nicht nur im Radius von Irans Raketen zu rechnen. Möglich ist auch, dass Iran-Verbündete weltweit amerikanische Institutionen angreifen – etwa mit Selbstmordanschlägen. Hesamodin Ashna (55), Berater des iranischen Präsidenten Hassan Rohani (71), hat eine Liste mit Donald Trumps (73) Liegenschaften veröffentlicht. Es ist ein direkter Aufruf, Anschläge auf Gebäude wie Trump-Hotels, den Trump Tower in New York oder Trumps Golfresort Mar-a-Lago in Florida zu verüben. Berater Ashna twitterte dazu deutlich: «Wir haben null Probleme mit dem amerikanischen Volk. Unser einziges Problem ist Trump.»