Attentäter betritt Coiffeursalon mit gezogener Waffe
0:57
Angriff auf Kurden in Paris:Attentäter betritt Coiffeursalon mit gezogener Waffe

Rechtsextremist tötete drei Kurden in Paris
Video zeigt Angriff in Coiffeursalon

Ein Rechtsextremist hat in Paris drei Menschen erschossen. Sie alle sind Kurden. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen jetzt, wie der Franzose in einen Coiffeursalon stürmt und schliesslich überwältigt wird.
Publiziert: 27.12.2022 um 18:40 Uhr
1/7
Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, wie der Rechtsextremist in einen Coiffeursalon stürmt. Er tötete drei Menschen.
Foto: AFP

Die rote Jacke geöffnet, in der rechten Hand die Waffe. Sein einziges Ziel: Menschen töten. So stürmte ein Franzose (69) am Freitag in Paris in einen Coiffeursalon. Aufnahmen einer Überwachungskamera dokumentieren die Kaltblütigkeit des Killers. Bevor er noch weiter um sich schiessen konnte, gelang es den Beamten, ihn zu überwältigen. Bei seiner Tat tötete er drei Menschen, drei weitere Personen wurden verletzt. Alle Opfer sind Kurden.

Die französische Justiz hat am Montag ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen den 69-Jährigen eingeleitet und Untersuchungshaft angeordnet. Nach Angaben aus Justizkreisen wird wegen Mordes und versuchten Mordes aus Gründen der Rasse, der ethnischen Zugehörigkeit, der Nation oder der Religion sowie wegen unerlaubten Waffenerwerbs und -besitzes ermittelt.

Er habe nach eigenen Angaben die Absicht gehabt, seine gesamte Munition zu verbrauchen «und sich mit der letzten Patrone selbst zu töten», erklärte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau.

Täter wollte gezielt Ausländer ermorden

Den Mann beschrieb die Staatsanwältin als «depressiv» und «selbstmordgefährdet». Seit einem Einbruch bei ihm im Jahr 2016 habe der Mann «immer das Verlangen gehabt, Migranten, Ausländer zu ermorden», erklärte sie.

Am Morgen der Tat sei der bereits 2021 wegen Gewalt gegen Migranten ins Visier der Justiz geratene Franzose zunächst nach Saint-Denis gefahren, um dort «Ausländer» zu ermorden. Gegen diese empfinde er nach eigenen Angaben einen «pathologischen Hass», teilte Beccuau am Sonntag mit.

Allerdings habe er seine Pläne aufgegeben, da in Saint-Denis nicht viel los gewesen sei und seine Kleidung ihn am einfachen Nachladen seiner Waffe gehindert habe. Nach der Rückkehr in die Wohnung seiner Eltern in Paris habe er beschlossen, in das kurdisch geprägte Viertel zu fahren, wo er schliesslich drei Menschen tötete.

Schon 2013 starben Menschen im kurdischen Viertel in Paris

Seine Wut auf Kurden erklärte der Mann demnach damit, dass kurdische Kämpfer bei ihrem Kampf gegen die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) «Gefangene machten, anstatt sie zu töten».

In Paris hatten sich am Montag Hunderte zu einem Gedenkmarsch für die Todesopfer am Tatort versammelt. Auf dem Bürgersteig errichteten die Menschen kleine Gedenkstätten, legten Blumen ab, stellten Fotos der Erschossenen und Kerzen auf. Die Demonstrierenden riefen auf Kurdisch unter anderem «Unsere Märtyrer sterben nicht» und forderten auf Französisch «Wahrheit und Gerechtigkeit», wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Kurdische Aktivisten in Frankreich machten für die Gewalttat indes die türkische Regierung verantwortlich. Der kurdische Verband CDK-F hatte bereits kurz nach der Tat den türkischen Staat und dessen Präsidenten beschuldigt, für die Tat verantwortlich zu sein.

«Anti-türkische Propaganda» bei Protesten?

Im Jahr 2013 waren im selben Pariser Quartier drei kurdische Aktivistinnen der PKK ermordet worden. Viele Kurden zeigen sich wütend auf die französischen Sicherheitskräfte, da diese nicht genügend getan hätten, um Gewalttaten zu verhindern.

Am Samstag entlud sich die Wut über den jüngsten Vorfall in Ausschreitungen. Am Rande einer friedlichen Gedenkdemonstration von mehreren Hundert Menschen kam es zu Zusammenstössen mit den Sicherheitskräften.

Infolge der Proteste bestellte die türkische Regierung am Montag den französischen Botschafter ein. Ankara habe dagegen protestiert, dass die französischen Behörden nicht genug gegen «anti-türkische Propaganda» unternommen hätten, verlautete aus Diplomatenkreisen.

Kurden protestieren in Syrien

«Wir haben unsere Unzufriedenheit über die Propaganda ausgedrückt, die von PKK-Kreisen gegen unser Land lanciert wurde und darüber, dass die französische Regierung und einige Politiker als Propagandainstrument genutzt werden», hiess es in Ankara weiter.

Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) wird von der Türkei sowie den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und die EU, als Terrororganisation eingestuft.

Auch in kurdisch kontrollierten Gebieten in Syrien gab es nach der Gewalttat von Paris Proteste. Hunderte syrische Kurden demonstrierten nach einem Aufruf der halb-autonomen kurdischen Behörden am Sonntag in der nördlich gelegenen Stadt Hasakeh. (AFP/nad)

Fehler gefunden? Jetzt melden