Video zeigt heftige Ausschreitungen in Paris
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Nach tödlicher Schiesserei:Video zeigt heftige Ausschreitungen in Paris

Rechtsextremist tötet drei Kurden
Randale auf Pariser Strassen nach Schiesserei

Alarm in Paris. In der französischen Hauptstadt wurden drei Menschen durch Schüsse getötet und drei verletzt. Ein Mann (69) wurde festgenommen und die Psychiatrie eingeliefert.
Publiziert: 23.12.2022 um 13:02 Uhr
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Aktualisiert: 25.12.2022 um 14:56 Uhr
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In Paris fielen mehrere Schüsse. Dabei wurden drei Menschen getötet und drei verletzt.
Foto: AFP

Ein Mann (69) hat im Zentrum von Paris drei Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Unter den Opfern befindet sich auch ein Schwerverletzter. Kurz darauf wurde der Schütze festgenommen. Die tödlichen Schüsse in Paris sind nach Angaben von Bürgermeisterin Anne Hidalgo (63) die Tat eines Rechtsextremisten gewesen. Bei den Opfern handelt es sich um Kurden. «Die kurdische Gemeinschaft und durch sie alle Pariser wurden durch diese Morde, die von einem rechtsextremen Aktivisten begangen wurden, ins Visier genommen», schrieb Hidalgo am Freitag auf Twitter.

«Die Kurden, wo auch immer sie leben, müssen in Frieden und Sicherheit leben können. Mehr denn je steht Paris in diesen dunklen Stunden an ihrer Seite.» Die Staatsanwaltschaft leitete Untersuchungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt ein. Geprüft werde, ob rassistische Motive eine Rolle spielten, sagte Staatsanwältin Laure Beccuau.

Gezielter Angriff?

«Er wollte offensichtlich Ausländer angreifen», sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitagabend. Ob sich der Anschlag explizit gegen Kurden richtete, sei aber unklar. Das Motiv sei unbekannt, der Verdächtige sei nicht als Rechtsextremist bei den Sicherheitsbehörden erfasst gewesen, ein rechter Hintergrund der Tat werde aber geprüft.

Medien berichteten nun, der Mann habe der Polizei gesagt, dass er Rassist sei und die Tat deshalb begangen habe. Der Sender BFMTV schrieb zudem, der Verdächtige habe ausgesagt, dass er gezielt die kurdische Gemeinde habe angreifen wollen.

Bei den Opfern handelt es sich um kurdische Aktivisten, wie der demokratische kurdische Rat in Frankreich (CDK-F) mitteilte. Die Organisation sprach von einer «terroristischen Attacke», zu der es nach zahlreichen türkischen Drohungen gekommen sei. Die Türkei bekämpft seit langem kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen, die von der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und weiteren kurdischen Organisationen vorangetrieben werden. Der CDK-F rief zu einer Protestversammlung am Ort des Angriffs auf. Ausserdem solle in dem kurdischen Zentrum selber eine Nachtwache für die Opfer abgehalten werden.

Nach Bekanntwerden des Vorfalls kam es laut «Le Parisien» zu Ausschreitungen zwischen der Polizei und Demonstrierenden. «Eine Gruppe von Personen greift die Ordnungskräfte an und bewirft sie mit Wurfgeschossen. Die bis dahin friedliche Demonstration eskaliert», so ein Reporter der Zeitung. Es soll auch Tränengas eingesetzt worden sein. Auch am Samstag kam es zu einer Demonstration mit Zusammenstössen zwischen Teilnehmern und Ordnungskräften.

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Mit Messer Migranten verletzt

Landesweit sollten durchgehend Wachen an Versammlungsorten der kurdischen Gemeinde aufgestellt werden, sagte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitag. Auch türkische diplomatische Vertretungen im Land sollten geschützt werden, um Gegenangriffe zu verhindern.

Der Angreifer hatte am Freitag im zehnten Pariser Arrondissement Schüsse abgefeuert. Der Stadtteilbürgermeisterin Alexandra Cordebard zufolge schoss er in einem kurdischen Gemeindezentrum sowie einem gegenüberliegenden Restaurant und einem Coiffeursalon um sich.

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Bereits vor der Tat war der Franzose offenbar polizeibekannt: Der Sender France Info berichtete unter Berufung auf Polizeikreise am Freitag, der Verdächtige sei wegen zwei versuchten Tötungen bekannt.

Vor etwa einem Jahr soll er in Paris mit einem Messer mindestens zwei Migranten verletzt und mehrere Zelte von Migranten zerstört haben, sagte die Staatsanwältin. Ermittelt wurde unter anderem wegen eines rassistischen Motivs. Er sei erst am 12. Dezember aus dem Gefängnis entlassen worden, wie die französische Zeitung «Le Parisien» berichtet. Nach seiner Freilassung stand er unter Beobachtung und hätte keine Waffe besitzen dürfen.

Bei einer Untersuchung stellte ein Arzt am Samstag fest, dass der Gesundheitszustand des Mannes sich nicht mit seinem Aufenthalt in Polizeigewahrsam vertrage. Der Verdächtige kam auf die psychiatrische Station der Polizeipräfektur. Sobald sein Gesundheitszustand es ermöglicht, soll der Mann einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Macron: Kurden waren Ziel

Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin (40) kündigte an, zum Angriffsort zu fahren. Er schrieb auf Twitter, all seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo gedachte der Opfer und ihrer Familien. Im Stadtteilrathaus des 10. Arrondissement werde ein psychologischer Dienst zur Unterstützung eingerichtet.

Emmanuel Grégoire (44), der für die Pariser Bürgermeisterin arbeitet, dankte den Sicherheitskräften für ihren raschen Einsatz. Seine Gedanken seien bei den Opfern und den Zeugen des Anschlags.

Am Freitagabend äusserte sich auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (45) zur Tragödie: «Die Kurden in Frankreich waren das Ziel eines niederträchtigen Angriffs mitten in Paris», schreibt er auf Twitter. Seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. (SDA/AFP/jmh/chs)

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