Mehrere ukrainische Städte wurden am Montagmorgen von massiven Raketeneinschlägen heimgesucht. Besonders die Hauptstadt Kiew stand mächtig unter Beschuss. Die russischen Streitkräfte feuerten über 80 Raketen auf ukrainisches Gebiet ab – bisher vermeldete die Ukraine 11 Todesopfer und 64 Verletzte.
Bei einem Treffen mit dem russischen Sicherheitsrat zeigte sich Kreml-Machthaber Wladimir Putin (70) am Montagmittag «zufrieden» mit dem Verlauf seiner Raketenangriffe. Einmal mehr liess er es sich nicht nehmen, der Ukraine die Verantwortung für die neuesten Geschehnisse zuzuschieben und ihr Terrorismus vorzuwerfen.
«Das Kiewer Regime hat sich durch sein Handeln auf eine Stufe mit internationalen terroristischen Gruppen gestellt», sagte Putin an der Sitzung. Solche «Verbrechen» ungesühnt zu lassen, sei nicht möglich. Der russische Präsident spielte damit auf die ihm zufolge von den Ukrainern am Samstag ausgeführte Sprengung der Krim-Brücke an.
Kreml werde bei weiterem Vergehen «heftig» reagieren
Mithilfe von Hochpräzisionswaffen hätten seine Truppen deshalb massive Angriffe auf diverse ukrainische Infrastruktur wie Energieanlagen, Militärverwaltung sowie Kommunikation verübt.
Im Falle weiterer «ukrainischer Terroranschläge auf russisches Hoheitsgebiet» werde die Antwort hart ausfallen: «Russland wird in einem der Bedrohung angemessenen Umfang reagieren», verkündete Putin. Eine Erwähnung der Nato, der USA, des Westens oder Hinweise auf einen möglichen Einsatz von Nuklear-Waffen blieb diesmal aus. Für den Kreml-Machthaber war es also eine verhältnismässig fast schon sanfte Rede.
Steht Putins Atom-Drohung dennoch im Raum?
Anfang Oktober wählte Putin noch andere Worte. In seiner Rede anlässlich der Annexion von vier ukrainischen Gebieten platzierte er beunruhigende Vergleiche mit den Atomschlägen auf Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg. Er sprach dabei von «Präzedenzfällen». Und auch nachdem die ukrainischen Truppen Anfang September einen Erfolg nach dem anderen gefeiert hatten, schien der Kremlchef keinen anderen Ausweg zu sehen, als seine bedrohliche Fassade mit der Warnung eines nuklearen Angriffs aufrechtzuerhalten.
Auch als Putin Ende September die Teilmobilmachung von 300'000 Reservisten verkündete, erinnerte er den Westen daran, dass auch sein Land über verschiedene Zerstörungsmittel verfüge und er im Falle einer Bedrohung seines Landes «alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel» einsetzen werde, um Russland und sein Volk zu verteidigen. «Dies ist kein Bluff», sagte Putin damals.
Während der russische Präsident in den vergangenen Wochen also stets die Nato oder den Westen bedrohte, blieb der Westen dieses Mal von Äusserungen dieser Art verschont. Dennoch muss das nicht bedeuten, dass der russische Präsident seine Drohung einer nuklearen Katastrophe nicht doch noch wahrmachen könnte – oder die Ukraine weiter unter Beschuss gerät.