Putin-Vertraute schiesst gegen Kreml-Chef
«Ukrainische Armee müsste schon längst vernichtet sein»

Ljudmila Narusowa hat enge Verbindungen zu Wladimir Putin. Umso verwunderlicher ist es, dass die Witwe von Putins Mentor Anatoli Sobtschak immer wieder öffentlich Kritik am Krieg in der Ukraine äussert. Ihr Verhalten zeigt: Die Kreml-Eliten haben Angst.
Publiziert: 19.05.2023 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2023 um 14:25 Uhr
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Ljudmila Narusowa gilt als enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Foto: Getty Images
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Marian NadlerRedaktor News

Seit 15 Monaten führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Viel erreicht haben die russischen Truppen bislang nicht. Im Gegenteil: Die Ukraine bereitet eine Gegenoffensive vor, die kriegsentscheidend sein könnte.

Hinzu kommt, dass Russland in diesen Tagen von Sabotageaktionen und einem Drohnenangriff auf den Kreml erschüttert wird. Und im Kreml regt sich Widerstand gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin (70). So zum Beispiel bei Ljudmila Narusowa (72), einer Putin-Vertrauten.

Die Witwe von Putins ehemaligem Mentor Anatoli Sobtschak (1937-2000) ist frustriert und will ein Ende des Krieges. «Niemand hat erklärt, wie ein Sieg aussehen soll», sagte Narusowa in einem Video-Interview mit Forbes Russia. «Wenn wir an die ursprünglich erklärten Ziele ‹Entnazifizierung› und ‹Entmilitarisierung› denken, müsste die gesamte ukrainische Armee schon längst vernichtet sein.» Narusowa hob hervor, dass die russischen Soldaten inzwischen gegen von der Nato bewaffnete ukrainische Truppen antreten würden. «Bedeutet das, dass wir die Nato entmilitarisieren?», fragte sie. «Dieses Ziel ist unerreichbar».

Bei Niederlage droht Chaos im Kreml

Narusowa wurde 1995 in die Staatsduma, das Unterhaus des russischen Parlaments, gewählt und ist seit Jahrzehnten Mitglied im Föderationsrat Russlands. Bereits wenige Tage nach Beginn des Krieges äusserte sie erstmals ihre Skepsis und teilte mit «sie identifiziere sich nicht mit den Vertretern des Staats, die sich für den Krieg aussprechen».

Im März 2022 sprach sie vor dem russischen Föderationsrat von schweren Verlusten Russlands. Von Nasurowas Aussagen geht ein Signal aus: Die Wahrnehmung des Krieges in der russischen Öffentlichkeit hat sich verändert.

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Der russische Präsident hat sein Schicksal inzwischen eng an den Erfolg der Invasion geknüpft. Der frühere Chef der CIA-Spionageabwehr, James Olson, ist überzeugt, dass eine militärische Niederlage in der Ukraine den Tod des Despoten bedeuten könnte.

Narusowas lautstarke Kritik dürfte darauf hindeuten, dass die Angst vor der ukrainischen Gegenoffensive unter Russlands Elite zunimmt. Denn: Eine militärische Niederlage könnte im Kreml ein beispielloses Chaos auslösen.

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