Europäische Staaten kündigen Kampfjet-Koalition für die Ukraine an
Kommts jetzt zum Krieg in der Luft?

Kampfjets für die Ukraine. Lange ein Tabu für die westlichen Unterstützer. Nun soll es aber genau dafür eine westliche Koalition geben. Wie das den Krieg beeinflussen wird.
Publiziert: 17.05.2023 um 16:26 Uhr
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Eine Kampfjet-Koalition für die Ukraine. Das haben der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte (links) und Briten-Premier Rishi Sunak beschlossen.
Foto: AFP
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Grossbritannien prescht bei der Unterstützung für die Ukraine weiter voran: Am Dienstag kündigte Premierminister Rishi Sunak (43) zusammen mit dem niederländischen Regierungschef Mark Rutte (56) eine «internationale Kampfjet-Koalition» an.

Konkret geht es bei der Koalition um die Ausbildung von ukrainischen Soldaten und die Beschaffung von F-16-Jets, so ein Sprecher der Downing Street. Eine Lieferung von Kampfjets schliesst der britische Verteidigungsminister Ben Wallace (53) allerdings zum aktuellen Zeitpunkt aus, wie er am Mittwochmittag mitteilt.

Wolodimir Selenski (45), der Präsident der Ukraine, zeigt sich sehr zufrieden. Er sei zuversichtlich, auch die USA und andere westliche Länder zur Lieferung von Flugzeugen bewegen zu können. Auch der ukrainische Aussenminister, Dmytro Kuleba (42), ist optimistisch: «Es wird noch dieses Jahr eine grosse Kampfjet-Koalition aus mehreren Ländern geben», kündigt er auf Twitter an.

Diese Kampfjets will die Ukraine

Erste Schritte in diese Richtung sind bereits getan: Beispielsweise haben Polen und die Slowakei bereits im April die Lieferung von Mig-29-Kampfjets angekündigt. Die Ukraine wünscht sich aber auch den französischen Mirage-2000 oder den amerikanischen F/A-18 Falcon, der unter anderem vom finnischen Militär genutzt wird. Doch diese Länder haben noch keine Bereitschaft gezeigt, diese Jets zu liefern oder einer entsprechenden Koalition beizutreten. Auch der britische Eurofighter steht auf der Liste der Ukraine – Wallace behauptet aber, dass dieser «nicht geeignet» sei.

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Das könnte sich mit der britisch-niederländischen Ankündigung vielleicht ändern. Dominik Knill (64), Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, vermutet: Europäische Staatsoberhäupter kommen nun unter Zugzwang. «Der Westen sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, dass er die Ukraine nur so weit unterstützt, dass sie den Krieg nicht verliert, aber nicht ausreichend, um ihn zu gewinnen.»

Kampfjets entscheidend für Gegenoffensive

Lange Zeit haben Luftstreitkräfte nur eine kleine Rolle im Ukraine-Krieg gespielt – sowohl auf ukrainischer, als auch auf russischer Seite. Aktuell kontrollieren darum weder der Aggressor noch der Verteidiger den Luftraum über der Ukraine. Eine Besonderheit, wie Knill sagt. Mit gutem Grund: «Die ukrainische Luftwaffe ist quantitativ und qualitativ der russischen Luftwaffe massiv unterlegen.» Und Russland möchte seine Verluste bei der Luftwaffe möglichst klein halten.

Warum möchte die Ukraine also ausgerechnet jetzt so dringend Kampfjets? «Kampfflugzeuge können den Ausgang einer Offensive entscheidend beeinflussen und beschleunigen», erklärt Knill. Denn mit Kampfjets könnte das ukrainische Militär weit hinter den aktuellen Verteidigungslinien angreifen und so Erfolge verbuchen.

Und der Westen hofft, dass durch eine baldige Beilegung des bewaffneten Konflikts die Aussichten auf einen Verhandlungsfrieden steigen.

Verhindern USA die Kampfjet-Koalition?

Einen Haken hat die Sache allerdings: Für die USA, der wichtigste Partner der Ukraine, sind Kampfjet-Lieferungen noch immer ein Tabu. Auch die von Grossbritannien und den Niederlanden angekündigte Koalition könnten die USA mit ihrer Haltung zum Scheitern verurteilen. Da die F-16-Jets aus amerikanischer Produktion stammen, müssten beide Länder die USA überzeugen und um Erlaubnis bitten.

Knill erklärt gegenüber Blick einen möglichen Grund für die Zurückhaltung: «Mit dem Einsatz westlicher Kampfflugzeuge könnten für Russland rote Linien überschritten werden. Eine gefährliche Eskalation ist zu befürchten, wenn damit russisch kontrolliertes Territorium angegriffen wird.»

Auf die Frage, ob die USA ihre Position bezüglich der Lieferung der Jets an die Ukraine geändert hätten, antwortete John Kirby (60), Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weissen Hauses, am Montag mit einem Wort: «Nein.»

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