Wird Wagner-Chef Prigoschin zum Hochverräter?
So will der Kreml den Söldner-Boss loswerden

Der Kriegsverlauf in der Ukraine entscheide auch über das Leben von Wagner-Boss Prigoschin. Noch braucht der Kreml den unbequemen Söldnerführer. Prigoschin drohe, als Hochverräter angeklagt zu werden, wenn er an der Front nicht mehr liefert, glauben Kriegsexperten.
Publiziert: 17.05.2023 um 01:13 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2023 um 07:38 Uhr
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Dem oft gegen den Kreml polternden Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin könnte eine Anklage als Hochverräter drohen.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Dass Jewgeni Prigoschin (61), Boss der Söldnertruppe Wagner, gegenüber dem Kreml kein Blatt vor den Mund nimmt, das beweist dieser fast täglich mit scharfen Anschuldigungen und Verurteilungen von Russlands Kriegsführung. Der Kreml versucht, den Polternden möglichst zu ignorieren. Schliesslich übernehmen dessen Krieger den tödlichen Frontkampf. Doch der Krieg verläuft nicht nach Wunsch. Die Nerven in Moskau liegen blank. Jetzt wird Prigoschin offen attackiert.

Der altgediente Duma-Abgeordnete und ehemalige Armeekommandant Viktor Sobolev (73) fordert ein hartes Durchgreifen gegen Prigoschins berüchtigte Privatarmee. Am Dienstag bezeichnete Sobolev die Söldnertruppe als «illegale bewaffnete Organisation» und drohte Mitgliedern lange Haftstrafen an. «Es ist nicht klar, wo die Wagner-Gruppe registriert ist und was sie tut», sagte Sobolev – und warnte Soldaten, die zu Prigoschins Söldnern überlaufen, vor bis zu 15 Jahren Haft.

Prigoschin flucht und fordert Munition
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«In der Hölle schmoren!»:Prigoschin flucht und fordert Munition

Gegenseitige Verwünschungen

Mit einer Terrororganisation verglichen zu werden, das wollte Prigoschin nicht auf sich sitzen lassen. Empört beschimpfte er Sobolev und forderte ihn auf, an die Front zu kommen und zu «zeigen, wozu er fähig ist».

Zudem veröffentlichten drei maskierte Wagner-Paramilitärs ein Video, in dem sie den russischen Karrierepolitiker und -offizier obszön beleidigen und bedrohen – mit der Vergewaltigung auf dem Roten Platz.

«Wir sind Kämpfer in Bachmut», sagt einer, der sich als Wehrpflichtiger zu erkennen gibt, der einberufen worden war. Der zweite Mann ist ein regulärer Söldner, der dritte ein ehemaliger Sträfling, der von Prigoschins Gruppe rekrutiert wurde. «Wir wollen dem Abgeordneten Sobolev sagen: Wenn du deine Nase da reinsteckst und Russland den Krieg wegen Wichsern wie dir verliert, müssen wir auf den Roten Platz kommen, um unser Volk zu schützen und dich und Leute wie dich in den A**** zu f*****. Also komm verdammt noch mal her.»

Hochverräter Prigoschin?

Noch braucht Präsident Wladimir Putin (70) den polternden Wagner-Chef. Trotz auch neuerlich durchgesickerter Anschuldigungen, wonach Prigoschin der Ukraine Stellungen der Russen verraten wollte: Es sei unwahrscheinlich, dass der Kreml den Wagner-Chef abzusetzen versuche, glauben Experten des renommierten Institute for the Study of War. Doch der Kreml bereite «wahrscheinlich Massnahmen vor, um Prigoschin als Verräter zu diskreditieren».

Russische Beamte hätten Prigoschin bereits mit Hochverrat gedroht, sollte er das Verteidigungsministerium weiter zu erpressen versuchen. Prigoschin drohte mit dem Rückzug aus Bachmut, falls er nicht mehr Munition erhalte. Doch Putin könne keine Risiken eingehen, solange Prigoschin seine Söldnertruppe im Donbass befehlige und die Linien um Bachmut halte.

Zudem führt Prigoschin ein unabhängiges Unternehmen und er hat keine offizielle Position in der russischen Regierung. Um Prigoschin die Kontrolle über Wagner zu entziehen, müsste der Kreml ironischerweise die Kontrolle über die Söldnergruppe übernehmen – zu der sich Putin stets bemüht hat, eine formale Distanz zu wahren. (kes)

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