«Mein Bruder und ich wurden missverstanden»
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Andrew Tate in Florida:«Mein Bruder und ich wurden missverstanden»

Privatjet in die USA statt Knast in Rumänien
Schützt Trump den Frauen-Hasser Andrew Tate?

Der umstrittene Influencer Andrew Tate und sein Bruder Tristan sind in die USA geflogen. Sie konnten Rumänien verlassen, wo wegen Menschenhandel gegen sie ermittelt wird. Aus Trumps Umfeld gibt es viel Sympathie für die beiden hochproblematischen Männer.
Publiziert: 01.03.2025 um 10:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2025 um 12:22 Uhr
Wieder in den USA: Andrew Tate am Donnerstag am Flughafen in Fort Lauderdale in Florida.
Foto: keystone-sda.ch
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Daniel JungRedaktor News

Andrew Tate (38) und sein Bruder Tristan Tate (36) sind wieder frei. Die Social-Media-Influencer, die der Vergewaltigung, des Menschenhandels und der Geldwäsche beschuldigt werden, konnten per Privatjet aus Rumänien in die USA reisen. Ihre Reisebeschränkungen wurden aufgehoben, nachdem sich hochrangige Vertreter aus Trumps Regierung für sie eingesetzt hatten. 

Blick erklärt, welche Verbindungen es zwischen Donald Trump (78) und dem toxischen Influencer gibt – und warum dies dem US-Präsidenten noch schaden könnte. 

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Gemeinsam mit seinem Bruder Tristan Tate (r.) konnte Andrew Tate nach langer Zeit aus Rumänien ausreisen, wo wegen Vergewaltigung und Menschenhandels gegen sie ermittelt wird.
Foto: Getty Images

Als Kickboxer bei «Big Brother» rausgeflogen

Andrew Tate wurde 2016 in Grossbritannien bekannt, als der ehemals erfolgreiche Kickboxer aus der TV-Show «Big Brother» flog. Damals waren homophobe und rassistische Tweets sowie ein Video aufgetaucht, in dem er eine Frau mit einem Gürtel schlug.

In den darauffolgenden Jahren wurde Tate zum Influencer für einen hypermaskulinen Luxus-Lebensstil. Er propagiert männliche Dominanz und den «Besitz» von Frauen. Der muskulöse Mann zeigt sich mit Zigarren, beim Kampfsport und in schnellen Autos. Auf X hat er über 10 Millionen Follower. 

Vorwürfe: Vergewaltigung, Menschenhandel

2017 war Tate gemeinsam mit seinem Bruder nach Rumänien gezogen. Dort hatte er verschiedene Firmen aufgebaut. Im Dezember 2022 wurden die beiden Brüder verhaftet. Die Staatsanwaltschaft erklärte, sie hätten Frauen zur Produktion kommerzieller Sex-Videos gedrängt. Ihnen wurde Menschenhandel, Vergewaltigung und Geldwäsche vorgeworfen. Lange hatten die beiden Rumänien deshalb nicht verlassen dürfen. 

Auch in Grossbritannien laufen Verfahren wegen Vergewaltigung und Menschenhandel. Tate ist britischer und amerikanischer Bürger. Während des US-Wahlkampfs unterstützte er Donald Trump. Mitte Februar hatte Tate bei X geschrieben: «Die Tates werden frei sein, Trump ist der Präsident. Die guten alten Zeiten sind zurück. Und sie werden besser sein als je zuvor.»

Diese Prophezeiung scheint nun Realität zu werden: Am Donnerstag landeten die beiden Brüder im Privatjet in Florida. 

Druck auf Rumänien?

Die «Financial Times» hatte kürzlich berichtet, dass die amerikanische Regierung Rumänien gedrängt habe, die Reisebeschränkungen für die Brüder aufzuheben. 

Gemäss dem rumänischen Aussenminister Emil Hurezeanu (69) hatte Trumps Sondergesandter Richard Grenell (58) an der Münchner Sicherheitskonferenz Interesse am Fall der Tates gezeigt. «Ich habe das, was er sagte, in keiner Weise als eine Form von Druck empfunden», betonte Hurezeanu gegenüber Euronews Rumänien.

Kritik an politisierter Justiz

Andrew Tate machte am Donnerstag keine Angaben über eine mögliche Einmischung von Trump. Jedoch sagte sein Anwalt, Joseph McBride (46), gegenüber Reportern: «Rechnen Sie es sich selber aus.»

In einer Medienmitteilung stellte McBride die beiden Brüder als Opfer einer politisierten Justiz dar, die als Waffe missbraucht werde – Worte, die stark an Donald Trump erinnern. Gemäss McBride fühlten sich die Brüder nun aber in den USA sicher – hauptsächlich, weil Trump nun Präsident sei. 

Sympathie aus dem Trump-Lager

Donald Trump erklärte am Donnerstag gegenüber Reportern, er wisse nichts von der Freilassung der Tates. Klar ist jedoch, dass sich mehrere Personen aus seinem Umfeld für Tate eingesetzt haben. 

Trumps ältester Sohn Donald Trump Jr. (47) nannte Tates Inhaftierung in Rumänien einen «absoluten Wahnsinn».

Milliardär Elon Musk (53) reagierte im Januar auf einen Beitrag auf X, in dem Tate seine Ambitionen für das Amt des britischen Premierministers bekannt machte. Musk kommentierte Tates Auslassungen zur britischen Politik mit: «Da liegt er nicht falsch.»

Im letzten Wahlkampf hatte Trump, angeregt durch seinen jüngsten Sohn Barron (18), stark auf die «Manosphere» gesetzt, um junge Männer anzusprechen. Er besuchte etwa Podcasts dieser online-affinen Subkultur, in der sich junge Männer rund um Kampfsport, Videospiele, Kryptowährungen austauschen. Tate ist hier eine prominente, wenn auch umstrittene, Figur. 

In Florida nicht willkommen

Auch innerhalb der republikanischen Partei waren längst nicht alle erfreut über die Rückkehr der Tates. Floridas Gouverneur Ron DeSantis (46) sagte am Donnerstag: «Florida ist kein Ort, an dem man willkommen ist, wenn solche Vorwürfe im Raum stehen.»

Unter Trumps Anhängerschaft gibt es viele Christen mit konservativen Moralvorstellungen. Zwar drücken sie bei Trumps Lebenswandel – und dem einiger seiner Minister – gerne einmal ein Auge zu. Die Verbindung zu einer so aggressiven Figur wie Andrew Tate könnte Trumps Ansehen bei all jenen, die sich weiterhin als anständig betrachten, durchaus beeinträchtigen.

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