Gerade, als die Welt langsam aufatmet, herrscht in Peking wieder Corona-Alarm. Auf dem grössten Frischmarkt der 21-Millionen-Stadt, dem Xinfadi-Markt, sind nach ansteckungsfreien zwei Monaten Dutzende neue Corona-Fälle bestätigt worden. Am Samstag wurden der Markt, die umliegenden Wohnviertel und die Schulen umgehend geschlossen.
Es machte sich Panik breit, denn beim neuen Ausbruch handelt es sich um einen bisher unbekannten Untertyp von Covid-19. Es ist nicht ausgeschlossen, dass eine zweite Corona-Welle die Welt erfasst.
Entdeckt wurde das neuartige Virus offenbar auf Schneidbrettern, auf denen Arbeiter importierten Lachs zerlegten. In China wird daher geraten, vom Genuss von rohem Lachs abzusehen, bis die Herkunft des Virus geklärt ist. Grosse chinesische Supermarktketten wie Wumart und Carrefour nahmen am Samstag sogar sämtliche Lachs-Produkte aus ihrem Sortiment.
Wie gefährlich ist Lachs?
Jascha Erich Friedli vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV sieht allerdings keine Gefahr: «Der Stand der Dinge ist: Lebensmittel sind kein Vektor für das neue Coronavirus. Das heisst, eine Übertragung des Coronavirus durch Lebensmittel auf den Menschen ist bis jetzt nicht bekannt.» Zusammen mit dem BAG verfolge das BLV die Entwicklung aufmerksam.
Andreas Cerny, Direktor des Epatocentro Ticino am Corona-Referenzspital Moncucco in Lugano, gibt ebenfalls Entwarnung. «Es ist wahrscheinlicher, dass der Lachs durch virenhaltiges Wasser kontaminiert worden ist», sagte er gegenüber Blick TV. Es ist für ihn daher klar: «Wir müssen keine Massnahmen ergreifen.»
Auf Fische nicht übertragbar
Wu Zunyou, Chefepidemiologe am chinesischen Zentrum für Kontrolle und Prävention von Krankheiten, warnt vor voreiligen Urteilen. «Wir können nicht schlussfolgern, dass Lachs die Infektionsquelle ist, nur weil ein neuartiges Coronavirus auf einem Schneidbrett eines Verkäufers entdeckt wurde.» Das Brett könnte auch durch infizierte Arbeiter, Kunden oder durch andere Produkte kontaminiert worden sein.
Fische können zwar durch coronaverseuchtes Material verunreinigt werden, nicht aber selber Träger sein. Auch auf Vögel und Reptilien sei das Virus nicht übertragbar, hält eine Studie des University College London fest.
Gefahr von neuer Welle
Droht eine neue Pandemie? Über die in Peking beobachtete Mutation kann das BAG noch keine Aussagen machen. Dass eine Mutation aufgetaucht ist, überrascht das Bundesamt aber nicht. «Mehrere Mutationen wurden schon andernorts beschrieben. Bis anhin geht man davon aus, dass die beobachteten Veränderungen im Erbgut keinen massgeblichen Einfluss auf die Ansteckungsfähigkeit haben», hält es auf Anfrage von BLICK fest.
Generell bereite sich der Bund auf eine mögliche zweite Welle vor. Das BAG: «Das oberste Ziel ist, Übertragungsketten so früh als möglich zu unterbrechen, die Fallzahlen dadurch tief zu halten und die Viruszirkulation einzudämmen.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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