Chaos in London – und mitten drin ein Schweizer. Am Montag landete eine Swiss-Maschine mit einem kränkelnden Mann an Bord am Flughafen Heathrow. In England angekommen, konfrontierte ein Reporter des Senders «iTV» den ahnungslosen Reisenden mit den neuen Corona-Regelungen in Grossbritannien, schreibt Dailymail.
Seit Montag müssen alle Passagiere, die ins Land einreisen, in eine 14-tägige Quarantäne. Das gilt auch für britische Bürger. Dafür müssen sie ein Formular ausfüllen und eine Adresse angeben, an der sie sich aufzuhalten verpflichten. Andernfalls droht eine Busse von umgerechnet 1200 Franken.
Schweizer wollte ins Spital
Der Schweizer wusste offenbar nichts davon. Die neuen Bestimmungen seien ihm nicht bewusst gewesen, antwortet er. «Hat ihnen niemand gesagt, dass sie zwei Wochen an einem Ort bleiben müssen?», fragte der Reporter. «Nein», antwortet der Schweizer mit französischem Akzent relativ unbeeindruckt durch seine Mundschutzmaske.
Der Journalist erinnert den Mann an die Busse, doch der zuckt gelassen mit den Schultern. «Ich habe jetzt andere Probleme und will deshalb ins Spital fahren», sagt der Schweizer. Dafür beabsichtigte er, die U-Bahn zu nehmen.
Seinen Angaben zufolge fühle er sich nicht wohl. Dies habe allerdings mit einer Ohr- oder Zahninfektion zu tun. Das Coronavirus schliesse er aus, da er glaube, die Krankheit schon gehabt zu haben, wie der Reporter Martin Stew auf Twitter schreibt.
Airlines kritisieren Massnahme
Die neuen Isolationsmassnahmen kommen offenbar auch beim Flugpersonal nicht gut an. Eine Mitarbeiterin sagte zur Dailymail, es sei ein «Affentheater». Die meisten Passagiere würden die Formulare gar nicht ausfüllen und die Adressen derjenigen, die sie angeben, werden gar nicht überprüft.
Auch Airline-Chefs kritisieren die Quarantänepflicht. Der Chef der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair, Michael O'Leary, bezeichnet sie im BBC-Radio als «irrational, ineffektiv und komplett undurchführbar». Er warnte vor einem «unermesslichen Schaden» für die Luftfahrtbranche und die britische Tourismusindustrie.
Zweite Welle soll verhindert werden
Innenministerin Priti Patel zufolge soll durch die Massnahme verhindert werden, dass in Grossbritannien eine zweite Welle an Coronavirus-Infektionen entsteht. Doch Kritiker bezweifeln, ob sie dazu wirklich geeignet ist. Befürchtet wird, dass die Regelung hauptsächlich wirtschaftlichen Schaden anrichten wird. Selbst innerhalb der konservativen Regierungspartei ist sie heftig umstritten.
Ryanair-Chef O'Leary sagte, die Quarantänepflicht treffe vor allem Menschen aus Ländern, die weitaus niedrigere Infektionsraten als Grossbritannien hätten. Zudem sei es unmöglich, zu überwachen, ob sich die Menschen an die Regelung hielten. British Airways rief die Regierung in einem Schreiben dazu auf, die Massnahme zurückzunehmen und drohte mit rechtlichen Schritten.
Die Regierung verteidigte den Schritt indessen. «Wir alle möchten so schnell wie möglich wieder zur Normalität zurückkehren. Aber das kann nicht auf Kosten von Menschenleben gehen», sagte Patel. (man/SDA)