Omikron-Entdecker Wolfgang Preiser ist optimistisch
«Wir bewegen uns in grossen Schritten Richtung Endemie»

Die Omikron-Variante ist zwar hochansteckend, aber weniger gefährlich als zuerst befürchtet. Zahlen aus Südafrika machen auf der ganzen Welt Hoffnung.
Publiziert: 28.12.2021 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2021 um 18:09 Uhr
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Wolfgang Preiser, Virologe an der Stellenbosch Universität, der die Omikron-Variante mitentdeckt hatte, sagt: «Ich bin recht zuversichtlich, dass wir das überwunden haben.»
Foto: ZDF

Haben wir das Virus bald besiegt? Zahlen aus Südafrika machen jedenfalls Hoffnung. Wolfgang Preiser, Virologe an der Stellenbosch Universität in der Nähe von Kapstadt, der die Omikron-Variante als Mitglied eines Forschungskonsortiums mitentdeckt hatte, ist positiv gestimmt: «Ich bin recht zuversichtlich, dass wir das überwunden haben», sagt er im Interview mit dem ZDF.

Er stützt sich dabei auf die Fallzahlen, die überall in den Provinzen zurückgegangen sind. Landesweit haben sie im Sieben-Tage-Schnitt innerhalb von zwei Wochen von rund 23’000 auf 14’000 abgenommen. Auch die Zahl der Spitaleinlieferungen und schweren Verläufe seien nicht im befürchteten Mass angestiegen.

Grundimmunität schützt

Zwar sei Omikron hochansteckend und in der Lage, den durch eine Impfung oder eine vorausgegangene Infektion erreichten Immunschutz zu unterlaufen und so die Menschen erneut zu infizieren oder einen Impfdurchbruch hervorzurufen.

Doch Preiser beruhigt: «Der klinische Verlauf ist vermutlich auch deswegen, weil eben viele eine Grundimmunität haben, weniger schwer.» Und das sei natürlich ein grosser Trost.

Selbst mit einer Dreifachimpfung könne man sich zwar noch mit Omikron infizieren. Das bedeute aber nicht, «dass die Impfungen keinen Wert haben». Es scheine, als ob die Grundimmunität, auch durch Impfungen, vor einem schweren Verlauf schützt.

Der Virologe macht sich daher grosse Sorgen um jene Menschen, die noch nicht geimpft oder genesen sind – vor allem Menschen aus den Risikogruppen.

Bald nur noch eine Endemie

Preiser ist davon überzeugt, dass Corona mit der Zeit wegen der immunisierten Menschen seinen Schrecken verlieren werde. «Wir bewegen uns in grossen Schritten Richtung Endemie», sagt er im ZDF weiter. Im Gegensatz zur aktuell herrschenden Pandemie, die sich weltweit erstreckt, beschränkt sich eine Endemie auf eine Region. In Zukunft werden Menschen, die sich infizierten, vermutlich nur noch Symptome einer Erkältung bekommen, sagt der Virologe.

Auch gegenüber der «Welt» sagte Preiser: «Jeder Ungeimpfte sollte sich impfen und jeder Geimpfte sich boostern lassen, um eine Immunität herzustellen und zu verstärken. Je weniger Möglichkeiten das Virus hat, um sich auszubreiten, desto geringer ist die Chance, dass neue Virusarten entstehen.»

Sobald dieser Schutz dann gut genug sei, würde dies das «Endgame für das Virus» bedeuten. (gf)

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