Seit der Twitter-Übernahme durch Elon Musk (51) herrscht Chaos beim Social-Media-Giganten. Seien es Mitarbeiter, die trotz massivem Einsatz gefeuert werden, oder prorussische Propaganda, die sich dank neuen Abonnements leichter verbreitet – es vergeht kaum eine Woche ohne Negativmeldung von Twitter.
Jetzt folgt der nächste Skandal: Chef Musk macht sich öffentlich über einen behinderten Mitarbeiter lustig. Wegen der verworrenen Verhältnisse beim Unternehmen war sich Haraldur «Halli» Thorleifsson (45) nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch angestellt war.
Musk zweifelt an Behinderung
Ausgangspunkt der Auseinandersetzung war ein Tweet von Thorleifsson: Der Isländer, seit 2021 leitender Twitter-Mitarbeiter, konnte nicht mehr auf die IT-Systeme des Unternehmens zugreifen. Kurz darauf erfuhr er im Netz, dass erneut 200 Mitarbeiter entlassen worden seien. Deshalb wandte sich Thorleifsson öffentlich an den Twitter-Chef: Die Leitung der Personalabteilung sei «nicht in der Lage zu bestätigen, ob ich noch angestellt bin oder nicht». Auf Mails antworte Musk nicht. Deshalb versuche Thorleifsson es auf diesem Weg.
Musk reagierte misstrauisch. Er fragte Thorleifsson, was er in der Firma tue. Nach einer Auflistung verschiedener Management-Aufgaben war Musk immer noch nicht überzeugt: «Bilder oder es ist nicht passiert», antwortet der CEO.
Thorleifsson, der seine Design-Firma Ueno im Jahr 2021 an Twitter verkaufte, leidet seit seiner Kindheit an fortschreitender Muskeldystrophie. Seit seinem 25. Lebensjahr sitzt er im Rollstuhl. Ein öffentlich bekannte Tatsache, die Musk allerdings nicht zu glauben oder zu wissen schien. In einem weiteren Tweet machte sich der Twitter-Boss über den behinderten Mann lustig.
«Die Realität ist, dass dieser Mann in Wahrheit nicht gearbeitet hat», schreibt Musk. «Als Entschuldigung behauptete er, er habe eine Behinderung, die ihn am Tippen hindere. Gleichzeitig veröffentlichte er einen Sturm an Tweets.» Das Urteil des Twitter-Chefs: «Ich kann nicht sagen, dass ich viel Respekt dafür habe.»
Respekt hat sich Thorleifsson hingegen schon von der Uno und der isländischen Regierung verschafft, die ihn für sein wohltätiges Engagement auszeichneten. Unter anderem rief Thorleifsson ein Projekt ins Leben, um über 1000 Rollstuhlrampen in der Region rund um die isländische Hauptstadt Reykjavik zu bauen.
Musk lenkt plötzlich doch ein
Thorleifsson klärte Musk schliesslich über seine Krankheit auf: «Ich bin nicht in der Lage, über einen längeren Zeitraum körperliche Arbeit zu verrichten.» In diesem Fall bedeute das, zu tippen oder eine Maus zu benutzen, ohne dass sich seine Hände verkrampfen. «Allerdings kann ich schon ein oder zwei Stunden am Stück schreiben.» Unter der früheren Twitter-Leitung sei dies kein Problem gewesen. Schliesslich sei er vornehmlich strategisch für das Unternehmen tätig gewesen.
Daraufhin entschuldigte sich der Twitter-Boss bei Thorleifsson. Er habe ein Missverständnis gegeben. Dieses «beruhte auf Dingen, die mir gesagt wurden, die nicht wahr sind oder in einigen Fällen zwar wahr, aber nicht aussagekräftig sind», schrieb Musk. Laut Musk könne Thorleifsson, der zwischenzeitlich die offizielle Kündigung erhalten habe, doch noch bei Twitter bleiben.
Seine Kündigung nahm Thorleifsson gelassen hin: «Normalerweise sagen sie den Leuten vorab Bescheid, aber das ist anscheinend der optionale Teil bei Twitter.» Nun will er herausfinden, «ob Twitter mir das zahlt, was sie mir laut Vertrag schulden».