Silberner Schlafsack. Mätteli. Augenbinde. Ihr Bild ging nach Musks Twitterübernahme um die Welt. «Wenn dein Team rund um die Uhr pusht, um Deadlines einzuhalten, schläft man manchmal im Büro», kommentierte Esther Crawford das Foto.
Crawford war eine der letzten Managerinnen von Twitter 1.0, die in Musks selbsternannten Hardcore-Twitter weiterarbeiten durften.
Doch anscheinend war auch das Schlafen im Büro nicht hardcore genug für Elon Musk, am Samstagabend wurde sie eines der prominentesten Opfer in der neuesten Kündigungswelle bei Twitter. Rund 200 Leute mussten gehen. Somit sinkt die Mitarbeiterzahl bei der Social-Media-Firma innert Monaten von 7500 auf unter 2000.
Als Musks Speichelleckerin verschrien
Zuerst hat Zoe Schiffer von «platformer.news» über die neuste Entlassungswelle berichtet. Am Montagmorgen bestätigte Crawford, Mutter von drei Kindern, die News: «Die schlimmste Schlussfolgerung, die man aus meinem Engagement für Twitter 2.0 ziehen könnte, ist, dass mein Optimismus oder meine harte Arbeit Fehler waren», schreibt sie.
Und an ihre Kritiker richtete sie die Worte: «Diejenigen, die mich verhöhnen und verspotten, stehen zwangsläufig am Rande und sind nicht in der Arena. Ich bin zutiefst stolz auf das Team, das sich durch so viel Lärm und Chaos gearbeitet hat.»
Denn viele Leute in der Tech-Szene bezeichneten Crawford als Speichelleckerin. Eine, die Elon Musks harten Kurs mitträgt, nur um Karriere zu machen.
Die Entlassung kam für alle überraschend. Erst Ende Januar widmete die renommierte Wirtschaftszeitung «Financial Times» Crawford ein Porträt. Titel: «Der Aufstieg von Esther Crawford in Elon Musks Hardcore-Twitter.»
Im Artikel wird sie als eine Art «Dolmetscherin» zwischen Musk und dem Twitter-Management bezeichnet. Dass es im Unternehmen drunter und drüber geht, wusste und schrieb sie selbst: «Bei Twitter gibt es im Produktbereich keine heiligen Kühe mehr. Elon ist bereit, viele Dinge auszuprobieren – viele werden scheitern, einige werden erfolgreich sein.»
Unter Crawford wurde etwa der neue umstrittene Twitter-Blue-Dienst angekündigt, bei dem es ab 8 Dollar pro Monat das blaue Häkchen gab – inklusive Chaos bei der Einführung.
Die aktuelle Entlassung ist ein weiteres Kapitel in Crawfords turbulenter Lebensgeschichte. So machte sie im April 2022 öffentlich, dass sie bis ins Teenageralter in einer christlichen Sekte war: «Ich bin in einer Sekte aufgewachsen. Wir hatten eine Menge Regeln (keine Haare schneiden, kein Make-up, keine Hosen, kein Fernsehen, keine weltliche Musik usw.) und eine hierarchische Führung. Wir glaubten an die Endzeit, also lebte ich ständig in der Angst, etwas falsch zu machen und zurückgelassen zu werden. Mit 19 Jahren bin ich aus eigener Kraft ausgestiegen.»
Ihre Kritiker spotten nun, dass Crawford von einem Kult in den nächsten getappt sei.