Der US-Geheimdienstmitarbeiter Jack Teixeira (21) ist schuld am grössten Datenleck der letzten Dekade. Auf einem Discord-Server – einem digitalen Treffpunkt für Gleichgesinnte, oft für Gamer – teilte der junge Mann seit Oktober 2022 geheime Dokumente über den Ukraine-Krieg mit 20 bis 30 Personen.
Im März folgte dann der Höhepunkt: Hunderte von Seiten an Dokumenten wurden hochgeladen, darunter detaillierte Schlachtfeldkarten aus der Ukraine und Überwachungsprotokolle. Entdeckt wurden sie erst kurz vor Ostern, als sie begannen, auf Telegram zu zirkulieren. Wenige Tage später wurde Teixeira vom FBI verhaftet.
Dokumente früher als gedacht publiziert
Laut einem Bericht der US-Zeitung New York Times ist das Ausmass von Teixeiras Aktionen aber noch viel grösser als angenommen: Ein Nutzerprofil, das sich mit den anderen Onlineprofilen von Teixeira deckt, begann bereits 48 Stunden nach der russischen Invasion damit, erste Informationen zum Krieg zu publizieren.
Diese Informationen gingen gar an eine Gruppe mit rund 600 Teilnehmern. Einzelheiten über russische und ukrainische Opfer, Aktivitäten der Moskauer Spionagebehörden und aktuelle Informationen über Hilfsleistungen für die Ukraine wurden dort publik, die von der National Security Agency (NSA), der Central Intelligence Agency (CIA) und anderen Geheimdiensten stammten.
Der Nutzer schrieb: «Ich habe einen Bericht des Pentagons gesehen, der besagt, dass ein Drittel der russischen Streitkräfte für die Invasion eingesetzt werden.» Offenbar wollte er andere in der Gruppe beeindrucken, die ihn infrage stellten, und sagte: «Ich habe ein wenig mehr als nur Informationen aus offenen Quellen. Ein Vorteil, wenn man in einer Geheimdiensteinheit der Airforce ist.» Alle diese Angaben – der Dienst in der Luftwaffe, der Drang, andere zu beeindrucken, deuten auf Teixeira hin.
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Wieso haben USA das Leck nicht bemerkt?
Die New York Times erfuhr von dem grösseren Chatroom durch einen Discord-Nutzer, der mit Teixeira im kleineren Chatroom «Thug Shaker Central» kommunizierte. Im Gegensatz zu diesem war der zweite Chatroom jedoch auf einem YouTube-Kanal öffentlich zugänglich – und kann innerhalb von Sekunden erreicht werden.
Die Enthüllung einiger der am strengsten gehüteten Geheimnisse Amerikas hat Kritik an der Art und Weise ausgelöst, wie das Pentagon geheime Daten schützt. Zwar versicherte die US-Regierung mehrmals, dass Daten anderer Länder sicher seien. Doch die zusätzlichen Informationen werfen die Frage auf, warum die US-Behörden die undichten Stellen nicht früher entdeckt haben. Wie der Investigativjournalist Aric Toler am Samstag auf Twitter schreibt, waren am Freitag noch fast 10'000 geheime Dokumente auf dem Server öffentlich zugänglich.