Seit Donnerstag ist bekannt: Geheimdienstmitarbeiter und Gamer Jack Teixeira (21) ist verantwortlich für die Pentagon-Leaks, die den amerikanischen Behörden seit über einer Woche Kopfschmerzen bereiten. Teixeira wurde am Donnerstag zu Hause in North Dighton im US-Bundesstaat Massachusetts verhaftet. Bei einer Anklage und einer späteren Verurteilung könnte ihm eine lange Haftstrafe drohen: Verstösse gegen das US-Spionagegesetz können je mit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden.
Doch wer ist Jack Teixeira, der mit seinen Leaks die nationale Sicherheit der USA aufs Spiel gesetzt hat? Wie die «Washington Post» schreibt, soll Teixeira aus einer patriotischen Familie stammen. Als Mitglied der Massachusetts Air National Guard war er in die Fussstapfen zahlreicher Familienmitglieder getreten, die ebenfalls dem Militär gedient haben.
Gläubiger Katholik, der sich für Waffen interessierte
Wie die Zeitung weiter schreibt, soll Jack Teixeira, der auf Fotos knabenhaft wirkt, den Ermittlern zufolge eine beunruhigende, rücksichtslose Seite haben. Diesen Verdacht bestätigen Videos, die einige Discord-Mitglieder der «Washington Post» gezeigt haben. Darauf ist Teixeira zu sehen, wie er sich rassistisch und antisemitisch äussert und dann ein Gewehr abfeuert.
Ein Freund von Teixeira, der ihn auf einem Discord-Server, wo Teixeira die brisanten Inhalte geteilt hatte, kennenlernte, beschreibt ihn als patriotisch. Er soll ein gläubiger Katholik gewesen sein und sich für Waffen interessiert haben. Ausserhalb des Servers soll der Geheimdienstmitarbeiter ein «ziemlich normaler Typ» gewesen sein. Er hätte «leichtes Temperament» gehabt und war «eher ein Mentor als ein Anführer».
Teixeira hätte bereits im Februar 2022, zu Beginn des Krieges in der Ukraine, damit begonnen, geheime Dokumente auf dem Discord-Server zu teilen. Teixeira wollte offenbar damit «Menschen, von denen er dachte, dass sie seine Freunde seien und denen er vertrauen könne», von der Propaganda, die im Umlauf sei, befreien, so der Freund weiter. Auf dem Server sei man sich einig gewesen, die Dokumente niemals ausserhalb der Gruppe weiterzugeben, da sie den Interessen der Vereinigten Staaten schaden könnten.
War Teixeira ein Narzisst?
In der Gruppe wird Jack Teixeira als «charismatischer Waffennarr mit düsteren Ansichten über die US-Regierung, die Geheimdienste und die Strafverfolgungsbehörden» beschrieben. Andere in der Gruppe hätten ihn bewundert. «Er ist fit. Er ist stark. Er ist bewaffnet. Er ist trainiert. So ziemlich alles, was man von einem verrückten Film erwarten kann», so eines der Mitglieder.
Dabei habe es sich bei der einen Hälfte der Gruppe um «Kinder in ihren Kellern», die Videospiele spielten, und bei der anderen Hälfte um Waffenliebhaber gehandelt. Dem Freund zufolge hat schlussendlich ein anderes Mitglied des Servers die Dokumente auf einem anderen Server geteilt, was zu ihrer Verbreitung im Internet führte.
Nach Angaben der «Washington Post» war der junge Mann zwischenzeitlich frustriert gewesen, dass die anderen Mitglieder der Gruppe seinen Enthüllungen nicht genug Aufmerksamkeit schenkten. Ex-Geheimdienstkoordinator James Clapper (82) sagte dem Sender CNN, für ihn klinge es so, als habe dieser Teixeira ein gewisses «Mass an Narzissmus» gemeinsam mit anderen Whisteblowern vor ihm. «Es gibt ein Ego-Element, sich selbst wichtig zu fühlen, dadurch, dass man Zugang zu solchem Material hat und es offenlegt.»
«Das waren keine zufälligen Lecks»
Wie der Freund berichtet, ist es nicht Teixeiras Absicht gewesen, den USA zu schaden. «Er liebte Amerika, aber er hatte einfach kein Vertrauen in seine Zukunft.» Teixeira habe lediglich gehofft, den meist jüngeren Mitgliedern seines Servers «auf die einzige Art und Weise, die er kannte, eine bessere Sicht der Dinge zu vermitteln.» Sein Freund ist überzeugt: «Er ist ein guter Mensch, der meiner Meinung nach den falschen Leuten vertraut hat.»
Wie ein Mitglied der Chat-Gruppe im Gespräch mit der «New York Times» betonte, soll es bei dem Informanten nicht um einen Whistleblower gehandelt haben. Teixeira habe nicht beabsichtigt, dass die sensiblen Informationen irgendwo anders als in ihrem Gruppenchat landen.
Dem stimmen jedoch nicht alle zu. «Er ist ein kluger Mensch. Er wusste natürlich, was er tat, als er diese Dokumente veröffentlichte. Das waren keine zufälligen Lecks irgendeiner Art», so ein anderes Mitglied gegenüber der «Washington Post». (dzc)