Ein Verhör: «Ich bin Oberstleutnant Roman Wenewitin, Kommandant der 72. Brigade», sagt ein Mann. Sein Tonfall: ruhig und zurückhaltend. Eine andere Stimme ertönt: «Was hast du getan?», fragt sie streng. «Ich habe das Feuer auf ein Fahrzeug der Wagner-Gruppe eröffnet, während ich unter Alkoholeinfluss stand», antwortet Wenewitin.
Das Video hat Jewgeni Prigoschin (62), Chef der Söldnergruppe Wagner, am Sonntag in einer Antwort auf eine Anfrage des russischen Nachrichtenportals Live24 veröffentlicht. Es zeigt einen Kommandanten, der von Wagner gefangengenommen wurde.
Prigoschin beschuldigt Putins Truppen
Hintergrund der Anfrage war eine mutmasslich verminte Stellung der Wagner-Gruppe in der Nähe von Bachmut. Die Minen sind gemäss Wagner-Rapport von Truppen des russischen Militärs gelegt worden.
Als die Wagner-Kämpfer am 17. Mai dabei waren, die Positionen zu entminen, habe man auf sie das Feuer eröffnet. Doch Prigoschins Truppen hätten es geschafft, sich zu verteidigen und den Angreifer festzunehmen.
Das russische Medium wollte von Prigoschin wissen, ob er davon ausgeht, dass es sich beim Vorfall um ein Versehen der russischen Armee handelt. Schliesslich sind die Truppen von Wladimir Putin (70) und Prigoschin Verbündete.
Dass Prigoschin mehr als genug am Kreml auszusetzen hat, zeigt er regelmässig. Auch in diesem Fall scheint für ihn klar zu sein, dass es sich um Sabotage handelt. Das Video vom verhafteten Russen-Kommandanten ist Prigoschins Beweis für die Wagner-Feindlichkeit. Oder wie er es kommentiert: «Das ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.»
Der verhaftete Wenewitin, der mutmasslich in der Aktion bei Bachmut involviert war, wird gefragt, warum er auf das Wagner-Fahrzeug geschossen habe. Seine Antwort: «Wegen meiner persönlichen Feindseligkeit gegenüber Wagner.» Auf die Frage, warum er denn eine Abneigung gegen die Söldnergruppe habe, zeigt sich Wenewitin ratlos. «Ich weiss nicht», ist alles, was der sichtlich angeschlagene Kommandant dazu zu sagen hat.
Das Verhör geht weiter. Ob eine solche Feindseligkeit Platz auf dem Schlachtfeld hätte, will der Mann hinter der Kamera wissen. «Nein», antwortet Wenewitin. Die letzte Frage, bevor das Video aufhört: «Wie beurteilst du dein Handeln?» Wenewitin hält inne und blickt auf den Boden. Er atmet tief ein und antwortet schliesslich: «Schuldig.»