Schichtwechsel bei den russischen Streitkräften: Nachdem die russische Söldnertruppe Wagner von Jewgeni Prigoschins (62) von der Kriegsfront abgezogen wurde, sollen die Truppen von Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow (46) Abhilfe schaffen.
Der Austausch sorgt offenbar für böses Blut zwischen Tschetschenien und dem Wagner-Boss, wie diverse Videos auf den sozialen Medien zeigen. Darin nehmen hochrangige tschetschenische Politiker und Militärangehörige Prigoschin ins Visier – und schiessen aufs Schärfste gegen ihn.
Auslöser für den Eklat war eine Aussage von Prigoschin auf Telegram. Darin schrieb er, dass er nicht wisse, was die tschetschenische Spezialeinheit Achmat an der Front mache.
«Von Angesicht zu Angesicht lösen»
Das liessen der Kommandant von Kadyrows Einheit «Kadyrowzy», Adam Sultanowitsch Delimchanow (53), und Magomed Daudow (43), Vorsitzender des tschetschenischen Parlaments, nicht auf sich sitzen.
Daudow findet in einem Video auf Telegram klare Worte für Prigoschins verbalen Angriff: «Für eine solche Aussage hätte man dich im Zweiten Weltkrieg erschossen.»
Auch Delimchanow, der zum engsten Kreis von Tschetschenien-Machthaber Kadyrow gehört, scheint kein Verständnis für die Aussage des Wagner-Chefs zu haben. «Du verstehst nicht, was die Achmat-Einheit macht, aber du musst es auch nicht verstehen», so der Tschetschenien-Politiker. Statt «zu reden, zu schreien und zu brüllen», solle er lieber sagen, wo sie sich treffen können, um die Angelegenheit «von Angesicht zu Angesicht lösen», so Delimchanow weiter.
Ins gleiche Horn bläst auch Daudow: «Geben Sie Ihren Standort auf. Zu jeder Zeit, an jedem Ort, von Mann zu Mann, werden wir einander sagen, was wir zu sagen haben.»
Trotz breiter Unterstützung sei Prigoschin gescheitert
Neben Prigoschins Achmat-Äusserung kritisieren die hochrangigen Tschetschenen-Politiker auch die Rhetorik des Wagner-Bosses, der in den vergangenen Wochen immer wieder gegen die russischen Behörden und deren Armee gewettert hatte.
«Vergessen Sie nicht, wem Sie eine private Militärfirma, Flugzeuge, Helikopter und 50'000 Kämpfer zu verdanken haben», so Daudow.
Trotz all der Unterstützung, die der Wagner-Boss vom Verteidigungsministerium erhalten habe, sei es ihm nicht gelungen, die Verluste einzudämmen. «Wir alle wissen, wie viele Soldaten in Bachmut getötet wurden, als Prigoschin die Führung hatte», so Delimchanow.
Dass der Wechsel an der Front dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Erfolg bescheren wird, daran scheint aber sogar der Tschetschenen-Führer Kadyrow Zweifel zu haben. So forderte er von Putin neben dem Kriegsrecht auch die Verwendung von Atombomben.