Tausende Menschen sterben bei den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien am Montag. Die Versorgung ist vielerorts zusammengebrochen. Weil es ausserdem sehr kalt ist, frieren viele Menschen. Manche suchen Zuflucht in ihren Autos, andere frieren in eisiger Kälte.
Jetzt zeigen Bilder: Noch während die Rettungskräfte in den Trümmern der Häuser nach Verletzten und Toten suchen, plündern Menschen die lokalen Läden. Einwohner tragen kistenweise Lebensmittel nach draussen. Auch Kinder und Jugendliche sind auf den Bildern zu sehen.
Nicht wenige dieser Menschen dürften aus purer Verzweiflung in die Läden eingedrungen sein. Tausende haben bei den Erdbeben ihr Hab und Gut verloren, die Versorgung mit Lebensmitteln kann aufgrund der prekären Situation vor Ort nicht sichergestellt werden. Strassen, Brücken, Häuser – ein Grossteil der Infrastruktur ist völlig zusammengebrochen.
Auch Elektro-Geräte geklaut
Durch die Temperaturen im Minusbereich und dem starken Wind werden die Rettungs- und Versorgungsaktionen vor Ort zusätzlich erschwert. Weil sich viele Menschen in den Autos warm halten, gibt es an den meisten Tankstellen kein Benzin mehr.
Die ständigen Nachbeben verunmöglichen es den Bewohnern der betroffenen Region zudem, in die noch stehenden Häuser zurückzukehren. Viele Häuser sind einsturzgefährdet.
Allerdings werden nicht nur Lebensmittelläden ausgeräumt. Ein Video aus der Stadt Kirikhan zeigt, wie Menschen mit Elektro-Geräten aus einem Geschäft rauslaufen. Was die Einwohner der Stadt damit anfangen wollen, ist unklar. Denn vielerorts gibt es auch keinen Strom mehr.
«Suppe» und «Brot» in aller Munde
Auch in der Stadt Sanliurfa liegen die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, gefühlt ist es aber deutlich kälter. Die Sonne ist lange noch nicht aufgegangen. Nur der Hunger ist schon da.
«Haben Sie Brot gefunden?», fragt ein älterer Mann einen Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Noch hat kein Händler geöffnet, und am Montagabend war das Brot überall ausverkauft.
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In Sanliurfa haben Dutzende Familien im Erdgeschoss des imposanten Hilton-Hotels Zuflucht gesucht. Dort ist vor allem eine unsichtbare, aber grosse Bedrohung durch das Erdbeben allgegenwärtig: der Hunger. Die Worte «Suppe» und «Brot» sind in aller Munde. Einige Kinder spielen, die meisten schlafen jedoch noch mit Kapuzen und Handschuhen auf dem Boden. Viele Eltern sind hingegen schon wach - oder konnten erst gar nicht einschlafen.
«Wir sind gestern um 15 Uhr hier angekommen, das Hotel hat uns am Abend Suppe gegeben. Aber die Nacht ist vorbei: Wir sind hungrig und die Kinder auch», sagt der 42 Jahre alte Imam Caglar, Vater von drei Kindern, der Nachrichtenagentur AFP. «Die Bäckereien werden heute geschlossen sein, ich weiss nicht, wie wir an Brot kommen sollen.»
Die verzweifelten Aktionen zeigen: Für viele Menschen geht es jetzt ums nackte Überleben. (zis)