Menschenrechtler alarmiert – «Sie sehen dort bessere Bedingungen»
Gerettete ukrainische Kinder wollen zurück nach Russland

Entführte Kinder aus der Ukraine werden in Russland manipuliert. So weit, dass einige von ihnen offenbar gar nicht mehr in ihrer eigentlichen Heimat leben wollen.
Publiziert: 12.03.2024 um 18:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2024 um 20:50 Uhr
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Die Zuckerbrotpolitik von Russland funktioniere sehr gut, sagt der Geschäftsführer der ukrainischen Helsinki-Menschenrechtsunion Oleksandr Pawlitschenko.
Foto: Screenshot Kyiv 24
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Sandra MeierJournalistin News

Seit der Invasion hat Russland Zehntausende ukrainische Kinder und Jugendliche verschleppt. Über die Grenze gelockt, entführt, abtransportiert. Weniger als 400 konnten bislang zurückkehren. Doch offenbar freuen sich nicht alle jungen Rückkehrer. Einige Kinder, die aus den besetzten Gebieten stammen, sollen gar nach Russland zurückgehen wollen. Der Geschäftsführer der ukrainischen Helsinki-Menschenrechtsunion, Oleksandr Pawlitschenko sagt in einem Videointerview gegenüber «Kyiv 24»: «Sie sehen dort bessere Bedingungen, sie sehen sich dort besser aufgehoben.» Der Menschenrechtler sieht darin ein ernstes Problem. Die «Zuckerbrotpolitik» funktioniere in Russland «sehr gut», das dürfe man nicht vergessen.

Verantwortlich für viele Entführungen ist Maria Lwowa-Belowa. Die zehnfache Mutter und einstige Gitarrenlehrerin amtet als Putins Kinderrechtsbeauftragte. Seit Kriegsbeginn reiste sie schon mehrmals in die besetzten ukrainischen Gebiete. Sie kommt mit Spielsachen und Fotografen, lässt sich lächelnd mit vermeintlich geretteten Jungen und Mädchen ablichten. Auf Telegram tarnt sie Entführungsgeschichten als humanitäre Befreiungsaktionen – mit heuchlerischer Mutterliebe.

«Entführte Kinder sollen entfremdet werden»

Experten und diverse Studien kamen in der Vergangenheit zum Schluss, dass Russland zumindest einen Teil der entführten Kinder gezielt in Umerziehungslager steckt. Dort sollen die Minderjährigen in die russische Kultur, Geschichte und Gesellschaft eingeführt werden – und ihre alte Heimat möglichst schnell vergessen. Gulnaz Partschefeld, Lehrbeauftragte für russische Kultur an der Universität St. Gallen, sagte gegenüber Blick: «Die entführten Kinder sollen entfremdet werden und in der Ukraine nicht mehr integrierbar sein – egal, wie dieser Krieg ausgeht.» Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (46) sprach unlängst von einer «genozidalen Taktik».

Bei einigen Kindern scheint die Umerziehung zu fruchten. Menschenrechtler Pawlitschenko fordert Massnahmen: «Die Kinder sollten in das aktive gesellschaftliche Leben einbezogen werden und neue Möglichkeiten und Vorteile erhalten.» Sie benötigten ständige Aufmerksamkeit und Hilfe bei der Anpassung an das Leben in der Ukraine.

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