So weit geht der Krieg
Die Russen verschleppen systematisch ukrainische Kinder

Manche werden schlicht entführt. Andere unter einem falschen Vorwand weggelockt. Russland hat mindestens 6000 ukrainische Kinder ihren Eltern weggenommen.
Publiziert: 16.02.2023 um 14:20 Uhr
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Der russische Präsident Wladimir Putin liess Tausende ukrainische Kinder verschleppen. Sie sollen «russifiziert» werden.
Foto: AFP

Die Studie erschüttert. Wissenschaftler der Yale-Universität in den USA haben herausgefunden, dass die russische Regierung seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine mindestens 6000 ukrainische Kinder verschleppt hat. Die Betroffenen sind im Alter von vier Monaten bis hin zu 17 Jahren.

Laut der Untersuchung sind diese gezielt in Umerziehungslager entweder in Russland oder auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim gesteckt worden, manche auch in Adoptionszentren. Die Yale-Wissenschaftler konnten insgesamt 43 solcher Einrichtungen ausmachen. 41 davon sind gemäss ihren Erkenntnissen nach umfunktionierte Sommerlager, die restlichen zwei Einrichtungen für Waisenkinder.

Dort sollen die Kinder in die Kultur, Geschichte und Gesellschaft Russlands eingeführt werden. Nebst patriotischem Unterricht erhalten sie offenbar teilweise auch eine akademische oder militärische Ausbildung. Menschenrechtsaktivisten gehen laut der «New York Times» davon aus, dass die Aktion Teil von Russlands systematischem Versuch ist, die besetzten Gebiete in der Ukraine zu «russifizieren».

Sie werden einfach entführt

Gemäss der Yale-Studie werden die ukrainischen Eltern unter Druck gesetzt, ihre Kinder fortzugeben. Schlicht vor dem Hintergrund, dass im Land Krieg herrscht und russische Streitkräfte durchs Land ziehen. Manche unterzeichnen entsprechende Erklärungen aber auch unter falschen Vorwänden – ihre Kinder würden ins Sommerlager gehen und sie könnten sie besuchen, dieses Besuchsrecht gibt es dann aber nicht. Oft auch keine vereinbarte Rückkehr. Andere Kinder werden einfach entführt.

Den Yale-Wissenschaftlern gelang es zudem, die Strippenzieher auszumachen, die auf regionaler, lokaler und auf Staatsebene an den Verschleppungen beteiligt sind. Sie sammeln Spenden, kümmern sich um den Transport der Kinder und sorgen etwa für Essensvorräte. Zudem leiten sie die Lager und werben sowohl in Russland als auch in den besetzten russischen Gebieten für das Programm. Mindestens 12 von ihnen sind laut den Forschern auf keinen Sanktionslisten. (tva)

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