Seit 1984 lag er mit seiner Vorhersage nur ein einziges Mal falsch: Der renommierte Historiker und Politikwissenschaftler Alan Lichtman (77) hat sich längst als Polit-Orakel für die US-Präsidentschaftswahlen etabliert. Neun von zehn Mal tippte Lichtman in der Vergangenheit richtig. Einzig bei der umstrittenen Wahl von George W. Bush im Jahr 2000 lag er falsch. Damals glaubte Lichtman an einen Sieg von Al Gore.
Bei den diesjährigen Wahlen legte sich Lichtman Ende April noch auf Joe Biden fest. Doch mit dem Ausscheiden des US-Präsidenten aus dem Wahlkampf änderte sich die Ausgangslage. Nun hat Lichtman gegenüber US-Medien eine erste Prognose zu Kamala Harris und Donald Trump abgegeben. Im Rennen ums Weisse Haus sieht der Politologe derzeit die demokratische Vizepräsidentin Harris vorne.
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Demokraten haben aktuell doppelt so viele Schlüssel
Zu «News Nation» sagte er, dass «viel schiefgehen müsste, damit Harris verliert». Lichtmans Prognosesystem, das er aus historischen Wahldaten entwickelt hat, beruht auf 13 Fragen – sogenannten Schlüssel. Diese werden mit «richtig» oder «falsch» beantwortet. Nach seinem Modell halten die Demokraten mit Harris als Kandidatin aktuell sechs der 13 Schlüssel in der Hand. Die Republikaner hätten nur drei.
- Parteimandat: Nach den Zwischenwahlen («Midterm Elections») verfügt die amtierende Partei über mehr Sitze im US-Repräsentantenhaus als nach den vorangegangenen Zwischenwahlen.
- Wettbewerb: Es gibt keinen ernsthaften Wettbewerb um die Nominierung der amtierenden Partei.
- Amtsinhaberschaft: Der amtierende Parteikandidat ist der amtierende Präsident.
- Dritte: Es gibt keine nennenswerte Kampagne Dritter oder unabhängiger Parteien.
- Kurzfristige Konjunktur: Die Wirtschaft befindet sich im Wahlkampf nicht in einer Rezession.
- Langfristige Wirtschaft: Das reale Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum während der Laufzeit entspricht oder übertrifft das durchschnittliche Wachstum während der beiden vorangegangenen Laufzeiten.
- Politikwechsel: Die amtierende Regierung führt grosse Veränderungen in der nationalen Politik durch.
- Soziale Unruhen: Während der Amtszeit kommt es zu keinen anhaltenden sozialen Unruhen.
- Skandal: Die amtierende Regierung ist nicht von grösseren Skandalen betroffen.
- Auswärtiges/militärisches Versagen: Die amtierende Regierung erleidet keine grösseren Versäumnisse in auswärtigen oder militärischen Angelegenheiten.
- Auswärtiger/militärischer Erfolg: Die amtierende Regierung erzielt einen grossen Erfolg in auswärtigen oder militärischen Angelegenheiten.
- Amtsinhaber-Charisma: Der amtierende Parteikandidat ist charismatisch oder ein Nationalheld.
- Herausforderer-Charisma: Der herausfordernde Parteikandidat ist weder charismatisch noch ein Nationalheld.
- Parteimandat: Nach den Zwischenwahlen («Midterm Elections») verfügt die amtierende Partei über mehr Sitze im US-Repräsentantenhaus als nach den vorangegangenen Zwischenwahlen.
- Wettbewerb: Es gibt keinen ernsthaften Wettbewerb um die Nominierung der amtierenden Partei.
- Amtsinhaberschaft: Der amtierende Parteikandidat ist der amtierende Präsident.
- Dritte: Es gibt keine nennenswerte Kampagne Dritter oder unabhängiger Parteien.
- Kurzfristige Konjunktur: Die Wirtschaft befindet sich im Wahlkampf nicht in einer Rezession.
- Langfristige Wirtschaft: Das reale Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum während der Laufzeit entspricht oder übertrifft das durchschnittliche Wachstum während der beiden vorangegangenen Laufzeiten.
- Politikwechsel: Die amtierende Regierung führt grosse Veränderungen in der nationalen Politik durch.
- Soziale Unruhen: Während der Amtszeit kommt es zu keinen anhaltenden sozialen Unruhen.
- Skandal: Die amtierende Regierung ist nicht von grösseren Skandalen betroffen.
- Auswärtiges/militärisches Versagen: Die amtierende Regierung erleidet keine grösseren Versäumnisse in auswärtigen oder militärischen Angelegenheiten.
- Auswärtiger/militärischer Erfolg: Die amtierende Regierung erzielt einen grossen Erfolg in auswärtigen oder militärischen Angelegenheiten.
- Amtsinhaber-Charisma: Der amtierende Parteikandidat ist charismatisch oder ein Nationalheld.
- Herausforderer-Charisma: Der herausfordernde Parteikandidat ist weder charismatisch noch ein Nationalheld.
Zu den Faktoren, die für Harris sprechen, gehören laut Lichtman der Vorwahlwettbewerb, die Wirtschaftsprognosen, politische Veränderungen, kein Skandal des Amtsinhabers und fehlendes Charisma des Herausforderers.
«Unwahrscheinlich», drei Schlüssel zu verlieren
Nach seinem System müssten die Demokraten drei Schlüssel verlieren, damit er eine Niederlage von Harris vorhersagen könnte. Doch das sei unwahrscheinlich. Die wackeligsten Schlüssel sind nach Einschätzung von Lichtman Schlüsselbereiche wie Aussenpolitik und Militär.
«Deshalb hat Kamala Harris über die Notwendigkeit eines Waffenstillstands im Gaza-Konflikt und der Freilassung von Geiseln gesprochen», erklärt Lichtman gegenüber «News Nation» weiter. Sollte die Biden-Regierung dies schaffen, so hätte Harris gute Chancen auf die jeweiligen Schlüssel.
Seine endgültige Vorhersage will Lichtman im August treffen. Nachdem die Demokraten ihre offizielle Kandidatin oder Kandidaten gewählt haben. Aktuelle Umfragen deuten jedenfalls auf ein knappes Rennen zwischen Trump und Harris hin.