Sie sind ganz schön mutig. Am Sonntag um 12 Uhr wollen sich Russinnen und Russen vor der Botschaft am Brunnadernrain in Bern sowie vor dem Generalkonsulat in Genf versammeln, um gegen die Wahlen in Russland zu protestieren. «Die Aktion ‹Mittags gegen Putin› wird weltweit durchgeführt», sagt Polina Sommer (40) vom Antikriegskomitee gegenüber Blick.
Es sei das erste Mal, dass die verschiedenen Oppositionsgruppen eine gemeinsame Aktion organisierten, sagt Sommer. «Mit einem grossen Auflauf wollen wir zeigen, dass Wladimir Putin nicht der legitime russische Präsident ist.» Die grosse Menschenansammlung beim Tod des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny (†47) habe ihnen Mut zu diesem Schritt gegeben.
Sommer ruft alle Russinnen und Russen auf, sich in den Oppositionsfarben blau-weiss-blau zu kleiden oder entsprechende Gegenstände mitzunehmen. Sie ist optimistisch: «In Berlin werden Tausende demonstrieren, in der Schweiz hoffe ich, dass es ebenfalls Tausende sein werden.» Blau-weiss-blau ist die Farbe der russischen Opposition – sie hat die rote Farbe, die Farbe des Bluts, gestrichen.
Angst vor Vergiftung
Die Aktion ist nicht ganz ungefährlich. Obwohl Polina Sommer seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, sei Angst ihr täglicher Begleiter. «Ich fühle mich nirgends sicher. Ich rechne immer damit, dass ich vergiftet werde oder meiner Familie etwas angetan wird.»
In Russland finden von Freitag bis Sonntag Präsidentschaftswahlen statt. Die Gegner des amtierenden Wladimir Putin (71) sind ausgebootet oder aus dem Weg geräumt worden. Generell spricht man von einer «Fake-Wahl», weil jetzt schon feststeht, dass Putin gewinnen wird.
Ziel der ersten gemeinsamen Aktion der Kreml-Opposition sei es, Putin ins Wanken zu bringen. «Unser weltweites Rütteln soll schliesslich zu seinem Sturz führen», sagt Polina Sommer hoffnungsvoll. (gf)