Im Rennen um die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel (67) sieht es für ihren CDU-Parteikollegen Armin Laschet (60) immer schlechter aus. Denn anderthalb Wochen nach der Bundestagswahl laufen die Koalitionsverhandlungen gar nicht in seinem Sinne.
Am Mittwoch gab es sogar aus den eigenen Reihen mehrere harte Dämpfer für Laschet. CSU-Chef Markus Söder (54) sagte, ein Parteienbündnis mit FDP und Grünen unter Laschet als Kanzler habe eine «Absage» bekommen. Und: «Es hat ja keinen Sinn, wenn man sich die Welt anders redet, als sie ist.»
Die Ausgangslage für Laschet ist im Rennen um die Kanzlerschaft dieselbe wie für seinen Konkurrenten Olaf Scholz (63) von der SPD: Beide brauchen die FDP und die Grünen als Verbündete, um auf eine Mehrheit zu kommen.
Armin Laschet ist jetzt offiziell Plan B
Und diese beiden Königsmacher haben am Mittwoch deutlich kundgetan, welche Allianz sie bevorzugen: eine Ampelkoalition, zusammen mit der SPD von Olaf Scholz. Und ohne Armin Laschet.
Zuerst verkündeten die Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock (40) und Robert Habeck (52), dass man mit SPD und FDP Verhandlungen aufnehmen wolle. Habeck sagte zwar, einer Koalition mit Laschet wolle man «keine gänzliche Absage erteilen». Eine Ampelkoalition mit Scholz stehe aber im Vordergrund. Kurz darauf nahm FDP-Chef Christian Lindner (42) in Berlin die Einladung zu den Dreiergesprächen öffentlich an.
Damit wurde Armin Laschet ganz offiziell zum Plan B. Eine Schmach, die viele seiner Mitstreiter nicht hinnehmen wollen. Man sei nicht bereit, in einer Art «Dauerlauerstellung» abzuwarten, was bei den Ampel-Gesprächen herauskomme, sagte Markus Söder. Die Partei sei schliesslich kein Ersatzrad.
Welche Chancen rechnet sich Laschet noch aus?
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (63, CDU) schrieb auf Twitter: «Soeben hat der Ampel-Zug den Bahnhof verlassen.» Deutlich wurde der rheinland-pfälzische Abgeordnete Johannes Steiniger (34, CDU). «Die Union muss jetzt endlich akzeptieren, dass wir die Wahl verloren haben», sagte er dem «Spiegel».
Von verlieren wollte Armin Laschet am Mittwoch nicht sprechen. Er rechnet sich offensichtlich noch immer Chancen aus, am Ende das Feld doch noch irgendwie als Sieger zu verlassen.
«Wir stehen auch zu weiteren Gesprächen bereit, aber die Entscheidung, mit wem man in welcher Reihenfolge spricht, liegt bei FDP und Grünen. Und deshalb unser Respekt für die Entscheidung», so Laschet diplomatisch.
«Morgen gehts los!»
Betont diplomatisch gab sich auch Olaf Scholz: «Wir freuen uns, dass nun Gespräche zu dritt beginnen.» Und weiter: «Die Bürgerinnen und Bürger haben uns einen Auftrag gegeben.» Es sei nun an den drei Parteien, diesen Auftrag umzusetzen. «Morgen gehts los!»
Losgehen soll es mit einem sechsstündigen Verhandlungsmarathon ab 11 Uhr in Berlin, wie die SPD bekannt gab.
Bei der Bundestagswahl vom 26. September erreichte die CDU/CSU mit Armin Laschet nur knapp jede vierte Stimme und landete damit leicht hinter der SPD (25,7 Prozent), die zulegen konnte. Die FDP erreichte 11,5 Prozent, die Grünen 14,8 Prozent.