Schweizerischer geht es nicht mehr. Mit roten Sackmessern im Gepäck reisten die SP-Nationalräte Cédric Wermuth (35), Fabian Molina (31) und Jon Pult (36) nach Berlin. Auf den Messern hatten sie zuvor Widmungen für die SPD-Parteispitze eingravieren lassen. Zum Beispiel: «Dem Genossen Olaf Scholz zur gewonnenen Wahl, 26.09.2021».
Die Geschenke der SP-Politiker passten bestens. Ihre Schwesterpartei, die SPD gewann die deutschen Bundestagswahlen am Sonntag tatsächlich – hauchdünn vor der Union aus CDU/CSU. Spitzenkandidat Olaf Scholz (63) könnte nach der Ära unter Angela Merkel (67) der nächste deutsche Bundeskanzler werden. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die Union oder die SPD zusammen mit den Grünen und der FDP regieren wird – oder ob doch noch alles ganz anders kommt.
Party unter Genossen
Mit einem Kanzler Scholz ginge für die SPD eine harzige Zeit, geprägt von Wahlniederlagen, zu Ende. Entsprechend gross war der Jubel am Sonntagabend im Willy-Brandt-Haus in Berlin – der Parteizentrale der SPD. Mittendrin: die selbsternannten Fan-Boys aus der Schweiz.
Mit den Sackmessern in der Tasche mischten sie sich unter die rote Menge. Doch als Aussenpolitiker Molina auf Scholz zuging, um ihm das mitgebrachte Sackmesser zu überreichen, wurde er jäh gestoppt. Einer der vielen Sicherheitskräfte, die Scholz umringten, riss ihm das Messer aus der Hand. Zu gross die Gefahr eines Angriffs auf den deutschen Spitzenpolitiker.
«Ich erklärte dann, dass es sich um ein Geschenk aus der Schweiz handle», sagt Parlamentarier Molina. Nach kurzer Rücksprache mit Vertretern des Parteibüros konnte Molina Wahlgewinner Scholz doch noch gemeinsam mit SP-Co-Präsident Wermuth das Geschenk überreichen. Sogar ein gemeinsames Foto lag bei der Siegesfeier drin.
Internationale Solidarität
Bereits im Juni waren Cédric Wermuth und Fabian Molina nach Berlin gereist. Sie hatten Olaf Scholz ihre Unterstützung zugesichert. Die Solidarität unter den Genossen ist gross – auch wenn der Hanseate deutlich rechter politisiert als seine Schweizer Kollegen.