Die deutsche Bundestagswahl kennt einen grossen Gewinner: Olaf Scholz. Ausgerechnet der parteiintern abgeschriebene Hamburger hat die SPD gerettet und aus dem Keller emporgehievt. Gegenüber 2017 hat die Partei um rund fünf Prozentpunkte zugelegt.
Zu den Gewinnern gehören auch die Grünen, obschon ihr Erfolg wegen der Turbulenzen und Plagiatsvorwürfe gegenüber Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock kleiner ist als erwartet.
Doch die diesjährige Wahl wird unter einem anderen Titel in die Geschichte eingehen: als Schlappe für Angela Merkel. Nein, so hat sich die 16 Jahre lang regierende Kanzlerin ihren Abgang nicht vorgestellt!
Ihre Partei, die Union von CDU und CSU, hat innerhalb von vier Jahren rund neun Prozentpunkte verloren. Mit anderen Worten: Merkel hat aus Sicht der Wahlberechtigten einiges falsch gemacht. Sie regierte zwar als Fels in der Brandung und konnte auch international immer wieder die Wogen glätten. Aber: Ein Fels bewegt sich nicht. Viele Projekte blieben unter Merkel auf der Strecke.
Merkel hat auch intern Fehler gemacht. Sie hat es versäumt, längerfristig einen geeigneten Kandidaten oder eine geeignete Kandidatin aufzubauen. Wohl aus Angst, dass ein aufstrebender Stern sie schon vor ihrem Abgang in den Schatten stellen könnte.
Mit dem bedächtigen Laschet hat ihre Partei – wie das miserable Resultat zeigt – aufs falsche Pferd gesetzt. Er ist Merkel zu ähnlich und vom Wunsch der Deutschen nach Veränderung zu weit entfernt.