Israelische Soldaten sauer
Netanyahus Sohn sitzt den Krieg in Florida aus

Während viele Gleichaltrige in der Armee kämpfen, hält sich der älteste Sohn des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in den USA auf. Dies sorgt teilweise für Kritik bei seinen Landsleuten.
Publiziert: 16.11.2023 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2023 um 09:41 Uhr
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Vater und Sohn: Benjamin und Yair Netanyahu (r.) im Januar 2020.
Foto: keystone-sda.ch

Der Sohn des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu (74) teilt gerne aus. Jetzt muss Yair Netanyahu (32) einstecken. Der Grund: Während zahlreiche Reservisten aus dem Ausland nach Israel zurückkehren, um im Krieg gegen die Hamas zu kämpfen, weilt der Politiker-Spross im US-Sonnenstaat Florida.

Die israelische Armee hat nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 360'000 Reservisten einberufen. Yair Netanyahu ist nicht darunter. Zahlreiche israelische und internationale Medien zitieren Soldaten, die den 32-Jährigen dafür kritisieren. «Yair geniesst sein Leben in Miami Beach, während ich an der Front bin», sagte etwa ein Soldat, der als Freiwilliger an der Nordfront Israels dient. «Wir verlassen unsere Arbeit, unsere Familien, unsere Kinder, um unsere Familien zu Hause und unser Land zu schützen, nicht die Leute, die für diese Situation verantwortlich sind.» Brüder, Väter und Söhne. Alle würden an die Front gehen, aber Yair sei nicht hier, so der Armeeangehörige. «Das trägt nicht dazu bei, Vertrauen in die Führung des Landes aufzubauen.»

«Wichtigster Moment»

Ein anderer Soldat, der an der Grenze zum Gazastreifen kämpft: «Ich bin aus den USA zurückgeflogen, wo ich einen Job, ein Leben, meine Familie habe. Ich kann auf keinen Fall dort bleiben und mein Land, mein Volk, in dieser kritischen Zeit im Stich lassen. Wo ist der Sohn des Premierministers? Warum ist er nicht in Israel?» Dies sei der wichtigste Moment für die Israelis in ihrer jüngsten Geschichte. Auch der Sohn des Premierministers sollte jetzt in Israel sein, fordert der Soldat.

Israelische Kommentatoren kritisieren Yair Netanyahu ebenfalls. «Reservisten haben sich sehr schnell zum Dienst gemeldet – etwas, das man über Netanyahus Lieblingssohn Yair nicht sagen kann: Er sitzt den Krieg an einem Strand in Florida aus», heisst es etwa in der «Jerusalem Post».

Auch er leistete Militärdienst

Der Militärdienst ist für die meisten Israelis obligatorisch, wenn sie 18 Jahre alt werden. Männer müssen 32 Monate, Frauen 24 Monate dienen. Danach können sie bis zum Alter von 40 Jahren oder im Falle eines nationalen Notstandes sogar darüber hinaus als Reservisten einberufen werden.

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Auch Yair Netanyahu leistete Militärdienst. Er diente aber nicht in einer Kampftruppe, sondern bei der Pressestelle der Armee. Als Berater seines Vaters und eifriger Verfechter von dessen Politik in den sozialen Medien provoziert Yair Netanyahu gerne. In Israel wird er aufgrund seiner Tätigkeiten auch als inoffizieller Propagandaminister bezeichnet. Yair Netanjahu war in den vergangenen Jahren in mehrere Skandale verwickelt. Unter anderem wurde er aufgrund von Falschbehauptungen in den sozialen Medien wiederholt wegen Verleumdung verurteilt. (noo)

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