Die umstrittene Fussball-WM in Katar ist am Sonntag mit einer pompösen wie schrägen Zeremonie und einer ernüchternden Auftaktniederlage des Gastgebers eröffnet worden. Die katarische Nationalmannschaft blieb im Auftaktspiel gegen Ecuador chancenlos und verlor mit 0:2.
Vor dem Match berichtete Dominique Metzger (45) für den argentinischen TV-Sender Todo Noticias (TN) aus Katar und stellte sich mitten in die Menge von Fussball-Fans. Genau dabei schlug ein dreister Dieb zu, griff in die Handtasche der Reporterin und klaute ihr unter anderem das Portemonnaie, wie sie in einem weiteren Bericht für den TV-Sender erzählt.
Danach sei sie zur Polizei gegangen und habe den Diebstahl gemeldet. «Die Polizistin sagte zu mir: ‹Wir haben überall Hightech-Kameras, und wir werden den Dieb mit Gesichtserkennung aufspüren. Was soll die Justiz tun, wenn wir ihn finden?›», so Metzger in dem TV-Beitrag. Tatsächlich sollen im Rahmen der WM in Katar etwa 15'000 Kameras mit Gesichtserkennung installiert worden sein.
Fünf Jahre Knast oder Abschiebung
Die Frage der Polizistin habe sie aber irritiert. Wieso sollte sie entscheiden, wie der Dieb bestraft werden würde? Sie dachte an ein Missverständnis und fragte nach. Und tatsächlich: Metzger sollte sagen, welche Strafe angemessen sei für den Dieb ihres Portemonnaies. Die Polizistin wurde konkret und fragte die Argentinierin daraufhin: «Wollen Sie, dass er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wird? Wollen Sie, dass er abgeschoben wird?».
Metzger habe daraufhin laut eigener Aussage nicht reagiert, sondern betont, dass sie nur ihre gestohlenen Sachen wieder haben möchte. Ob der Dieb bereits geschnappt werden konnte, ist unklar.
Es ist bereits der zweite Vorfall mit TV-Journalisten in Katar. Letzte Woche machte ein dänischer Reporter gerade eine Liveschaltung, als ihn Sicherheitskräfte aufhielten. Sie verlangten, dass er aufhört zu filmen, obwohl er sich auf einem öffentlichen Platz befand und sogar seine Akkreditierung vorzeigen konnte. Das Filmmaterial des Vorfalls verbreitete sich im Internet, und die Turnierveranstalter sahen sich gezwungen, sich zu entschuldigen. (jmh)