Es ist der nächste Führungswechsel im russischen Militär: Am Dienstag wurde Alexander Moisejew (61) im Rahmen einer feierlichen Zeremonie auf der Ostseeinsel Kotlin vor St. Petersburg zum neuen russischen Marine-Chef ernannt. Das berichteten die russischen staatlichen Nachrichtenagenturen Ria Nowosti und Tass übereinstimmend. Moisejew folgt auf Nikolai Jewmenow (61).
Russische Medien hatten bereits vor anderthalb Wochen berichtet, dass Marine-Chef Jewmenow entlassen worden sei. Der Kreml hatte einen Kommentar dazu abgelehnt. Nun wird der bisherige Kommandant der russischen Nordflotte sein Nachfolger.
Kann Moisejew den Ruf der russischen Marine retten?
In den vergangenen Wochen hatte Russland im Schwarzen Meer mehrere Verluste hinnehmen müssen. Insgesamt hat die ukrainische Armee nach eigenen Angaben seit Beginn des Konflikts im Februar 2022 mehr als zwei Dutzend russische Schiffe versenkt. Die russische Marine sah sich aufgrund der ukrainischen Angriffe gezwungen, Schiffe von seinem historischen Schwarzmeerflotten-Stützpunkt in Sewastopol auf der Krim weiter östlich zu verlegen.
Die desaströse Schwarzmeer-Bilanz wurde in den vergangenen Monaten nicht besser – eher im Gegenteil. Sie dürfte Kreml-Chef Wladimir Putin (71) dazu bewogen haben, die Reissleine zu ziehen. Die Zerstörung von Schiffen wie dem Landungsschiff Caesar Kunikow oder dem Patrouillenschiff Sergei Kotow im vergangenen Monat war auch in dem Hinblick peinlich, dass die Ukraine über kein einziges eigenes Kriegsschiff verfügt. Der neue Marine-Chef steht jetzt vor der Herausforderung, den Ruf der Marine zu retten.
«Held Russlands»
Moisejew ist seit 1981 beim Militär – erst bei der Sowjetarmee, dann bei den Streitkräften der Russischen Föderation. Mehr als 29 Jahre lang diente er auf Atom-U-Booten. Den Offizierslehrgang der russischen Marine schloss er 1995 ab.
Moisejew ist hochdekoriert. Nach einer Mission am Nordpol wurde ihm der Tapferkeitsorden verliehen. 2011 erhielt er den höchsten russischen Ehrentitel und wurde für einen erfolgreichen Raketenstart von einem strategischen U-Boot als «Held Russlands» ausgezeichnet.
Surowikin musste im Januar 2023 gehen
In der Nordflotte stieg Moisejew schnell auf, zeitweise befehligte er auch die Schwarzmeerflotte. Es ist nicht das erste Mal, dass Moisejew auf Jewmenow folgt. 2018 folgte der Kaliningrader auf den Moskauer als Kommandant der Nordflotte.
Jewmenows Absetzung ist die grösste Erschütterung in Russlands militärischer Führung seit der Entlassung von Sergei Surowikin (57), der bis zum 11. Januar 2023 die russischen Streitkräfte in der Ukraine befehligte.