«Man ist lieber vorsichtig und provoziert keinen Fehlstart»
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Experte zu Artemis I:«Man ist lieber vorsichtig und provoziert keinen Fehlstart»

Grund ist ein Leck
Nasa verschiebt Start von Mondrakete erneut

Die USA wollen mit Artemis 1 wieder Richtung Mond starten. Welche Bedeutung hat die Nasa heute noch? Wie steht sie im Vergleich zu SpaceX, den Russen, Chinesen und Indern?
Publiziert: 03.09.2022 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2022 um 17:26 Uhr
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In Startposition für Artemis 1: Diese Nasa-Rakete mit einer Orion-Raumkapsel an ihrer Spitze soll den Weg für eine bemannte Mondmission vorbereiten.
Foto: AFP
Georg Nopper

Am 16. Juli 1969 betraten Neil Armstrong (1930–2012) und Buzz Aldrin (92) als erste Menschen den Mond. Die bisher letzte bemannte Mondlandung fand im Dezember 1972 statt. 50 Jahre später wird nun erstmals wieder ein Anlauf genommen, Menschen auf den Mond zu bringen. Im Vergleich zur Pionierzeit hat sich die Raumfahrt verändert: Während sich früher vor allem die USA und die damalige Sowjetunion ein Wettrüsten lieferten, haben inzwischen Länder wie China und Indien an Bedeutung gewonnen. Zudem spielen Private – allen voran Tesla-Gründer Elon Musk (51) und sein Raumfahrtunternehmen SpaceX – eine immer wichtigere Rolle.

Mit dem Artemis-Programm will die US-Raumfahrtbehörde Nasa voraussichtlich zwischen 2026 und 2028 erneut eine bemannte Mondlandung durchführen. Letzten Montag sollte die erste Etappe vom US-Raumfahrtbahnhof Cape Canaveral gestartet werden. Doch aufgrund technischer Probleme wurde der Abschuss verschoben.

Am Samstag nun der nächste Versuch: Die Nasa will ihren zweiten Anlauf für das Projekt Artemis 1 starten. Um 14.17 Uhr (Ortszeit) soll die Orion-Kapsel ihre Reise ins All beginnen. Ziel von Artemis 1 ist es, das Space Launch System (SLS) und die Orion-Kapsel an seiner Spitze, in der später die Besatzung reisen soll, unter realen Bedingungen zu testen. Doch statt Astronauten sind dieses Mal nur Dummies an Bord.

Fremde Hilfe für bemannte Flüge

Die damalige Sowjetunion war das erste Land, das einen Menschen erfolgreich ins All schickte: Kosmonaut Juri Gagarin (1934–1968) umflog am 12. April 1961 mit seinem Raumschiff Wostok 1 die Welt über der international anerkannten Grenzhöhe von 100 Kilometern. Die USA schafften es mit ihrem Apollo-Programm schliesslich sogar auf den Mond. 1972 wurde dieses unter anderem aus Kostengründen eingestellt. Später war die US-Raumfahrtbehörde Nasa bei bemannten Weltraumunterfangen häufig auf fremde Hilfe angewiesen. So wurden die Flüge zur Internationalen Raumstation ISS seit der Einstellung des Space-Shuttle-Programms 2011 jeweils mit russischen Sojus-Raketen durchgeführt.

Auch Artemis kann die Nasa nicht aus eigener Kraft stemmen. Raumfahrt-Experte Men J. Schmidt (64) zu Blick: «Die USA sind international sicher führend in der Raumfahrt, aber man muss natürlich differenzieren auf welchem Gebiet. Wenn man von der bemannten Raumfahrt ausgeht, muss man festhalten, dass die Nasa heute angewiesen ist auf die Kapazitäten des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX von Elon Musk.»

Astronauten müssen umsteigen

Die für 2024 geplante Etappe Artemis 2 soll Astronauten zunächst in eine Umlaufbahn um den Mond bringen. Eine Landung auf dem Mond ist dann noch nicht geplant. Bei Artemis 3 sollen schliesslich am Südpol des Erdtrabanten Astronauten abgesetzt werden – die Landung erfolgt mithilfe einer Mondlandefähre von Elon Musk. «Aufgrund der Zusammenarbeit mit SpaceX werden die Nasa-Astronauten bei der Mission Artemis 3 in der Umlaufbahn des Mondes auf die Mondlandefähre umsteigen müssen», sagt Raumfahrt-Experte Schmidt. «Bei dieser handelt es sich um eine SpaceX-Rakete des Typs Starship, die den Vorteil hat, dass sie vollständig wiederverwendbar und daher billiger im Betrieb ist. Die Artemis-Raketen hingegen sind kein Novum, sondern im Prinzip das Gleiche wie die seinerzeit bei den Nasa-Mondlandungen in den 60er- und 70er-Jahren verwendeten Apollo-Raketen.»

Die Kosten pro Raketen-Start belaufen sich beim Artemis-Programm auf 4,1 Milliarden Dollar. «Grundsätzlich könnte die geplante Mondlandung allein mit den Raketen von Elon Musk durchgeführt werden», sagt Schmidt. «Aber dies wird aus Gründen der Rechtfertigung gegenüber dem Steuerzahler nicht so gemacht. Schliesslich hat die Nasa Milliarden an Steuergeldern in das Artemis-Projekt investiert.»

China und Russland schmieden gemeinsame Pläne

In Russland gibt es laut Schmidt im Moment keine laufenden Projekte, die über die Flüge zur ISS hinausgehen. Mit China gibt es jedoch einen weiteren staatlichen Akteur, der zu bemannten Raumflügen fähig ist. China hat in den letzten Jahren seine Position im All ausgebaut: Das Land hat mit der Tiangong eine eigene Raumstation in der Erdumlaufbahn. Der chinesische Mars-Rover Zhurong landete im Mai 2021 erfolgreich auf dem Roten Planeten. Als erste Mondsonde überhaupt erkundet Chang'e 4 die Rückseite des Mondes. Chang'e 5 sammelte auf dem Mond Gestein ein und brachte es wieder zurück zur Erde.

China und Russland verkündeten im vergangenen Jahr, gemeinsam eine «International Lunar Research Station» bauen zu wollen. Das Projekt soll aus einer Raumstation in der Mondumlaufbahn, einer Station auf der Mondoberfläche sowie verschiedenen Mondsonden bestehen. Spätestens bis 2036 sollen dazu auch Astronauten zum Mond geschickt werden.

Indien baut eigenes Raumschiff

Auch Indien bemüht sich um einen Platz auf dem Mond. Im September 2019 sollte die indische Raumsonde Chandrayaan-2 auf der Mondoberfläche aufsetzen, stürzte aufgrund eines Softwarefehlers jedoch ab. Mit Chandrayaan-3 soll 2023 ein weiterer Versuch gestartet werden.

In Zusammenarbeit mit Japan will Indien in den kommenden Jahren mit Robotertechnologie den Südpol des Mondes erforschen. Ein Raumschiff für bemannte Weltraumflüge wird derzeit entwickelt. Für 2024 ist die erste Mission mit Astronauten an Bord geplant.

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