«Auf diesen Moment habe ich hingearbeitet»
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Astrophysiker Adrian Glauser:«Auf diesen Moment habe ich hingearbeitet»

ETH-Astrophysiker und Teleskop-Mitentwickler erklärt
Das bedeuten die Farben der Galaxien im ersten James-Webb-Bild

Adrian Glauser (45) hat praktisch sein halbes Leben lang auf diesen Moment hingearbeitet: Der Astrophysiker hat während fast 20 Jahren das neue James-Webb- Teleskop mitentwickelt. Nun steht es im Einsatz und Glauser ist vom Ergebnis fasziniert und berührt.
Publiziert: 12.07.2022 um 15:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2022 um 16:53 Uhr
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Einer der Köpfe hinter dem neuen James Webb Teleskop: ETH-Astrophysiker Adrian Glauser.
Foto: Philippe Rossier
Fabio Giger

Es sieht aus wie eine Disco-Decke, ist aber viel teurer: Das erste Bild des neuen James Webb Teleskops. Die Aufnahme zeigt etliche Galaxien im Weltraum. US-Präsident Joe Biden (79) hat das Bild vorgestellt und die Leistung der Wissenschaft gewürdigt.

Ein Stück des Lobes gilt auch Adrian Glauser (45). Der ETH-Astrophysiker hat beinahe 20 Jahre am James-Webb-Teleskop mitgearbeitet. «Für mich hat dieses Bild eine ganz spezielle Bedeutung, es ist eine extreme Genugtuung», sagt Glauser zu Blick. Der Wow-Effekt des Bildes, er sitzt. «Genau dafür haben wir das Teleskop entwickelt.»

Noch sehr aktive Galaxien auf dem Bild

Als einer von wenigen konnte er das Bild schon vor der Veröffentlichung sehen. Und Glauser kann erklären, was sich viele fragen: Was bedeuten die verschiedenen Farben der abgebildeten Galaxien? «Die Farben kommen in erster Linie von den Farbfiltern des Teleskops.»

Das ist das erste veröffentlichte Bild, welches das James Webb-Teleskop aufgenommen hat.
Foto: DUKAS

Die Filter seien so gewählt, dass verschiedne physikalische Prozesse, die in den Galaxien stattfinden, visualisiert werden können. «Die rote Farbe bedeutet, dass die Galaxie sehr weit weg ist oder noch sehr aktiv junge Sterne produziert.» In den gelb und blau leuchtenden Galaxien seien andere, komplexe physikalische Vorgänge im Gange.

Teleskop funktioniert tadellos

Bis zu 13 Milliarden Jahre entfernte Objekte zu sehen, durch ein Teleskop, das mit einer Rakete ins All geschossen wurde – das ist höchste Ingenieurskunst. «Und ich kann bezeugen, dass das Teleskop tadellos funktioniert, sogar besser als spezifiziert», so Glauser.

Die Bilder des James-Webb-Teleskops sind aber nicht nur unglaublich schön, sie haben auch einen unschätzbaren Wert für die Wissenschaft. Die Daten aus dem All helfen zu verstehen, wie der Weltraum entstand, welche Galaxien existieren – und ob es ausserirdisches Leben gibt?

Eine grosse Hilfe, ausserirdisches Leben zu finden

«Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, dass das James-Webb-Teleskop Leben entdecken kann», sagt der Astrophysiker. Es sei einfach nicht dafür gebaut. Aber: «Das Teleskop kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, ausserirdisches Leben zu finden!», so Glauser. Dank des Teleskops werden die Astronomen Planeten suchen und charakterisieren können, auf denen es Leben geben könnte.

Was Glauser mit dem ersten Bild aus den tiefen des Universums macht, weiss er noch nicht. Vielleicht ein neuer Bildschirmschoner für den Computer? Glauser lacht und sagt: «Da hab ich tatsächlich noch immer den Standard-Hintergrund drauf».

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