50 Jahre nach der letzten Mondlandung startet heute wieder eine Rakete zu dem noch immer geheimnisvollen Erdtrabanten.
Der erste Flug der Artemis-Mission findet ohne Besatzung statt – doch der Start der stärksten Rakete der Welt soll der Auftakt zur Rückkehr des Menschen zum Mond sein.
Für die Nasa, die die Mission seit mehr als zehn Jahren vorbereitet hat, ist Artemis 1 zudem höchst symbolträchtig. Sie soll beweisen, dass die US-Weltraumbehörde immer noch konkurrenzfähig ist angesichts der Ambitionen Chinas oder der SpaceX von Elon Musk (51).
«Die Aufregung ist spürbar»
Der Start vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida wird mit Spannung erwartet. Die Hotels in der Region sind ausgebucht, zwischen 100'000 und 200'000 Menschen wollen das Spektakel um 8.33 Uhr Ortszeit (14.33 Uhr Schweizer Zeit) miterleben.
Das 98 Meter hohe orange-weisse Raumfahrzeug steht seit Tagen am Startplatz 39B des Kennedy Space Centers bereit. «Die Aufregung ist spürbar», sagt Janet Petro (62), die Leiterin des Zentrums.
Ziel von Artemis 1 ist es, die SLS-Rakete und die Orion-Kapsel an ihrer Spitze, in der später die Besatzung reisen soll, unter realen Bedingungen zu testen. Statt Astronauten sind dieses Mal nur Dummies an Bord, deren Sensoren Beschleunigung, Vibrationen und Strahlungswerte aufzeichnen. Kameras dokumentieren die 42-tägige Reise. Ein Dummy-Selfie mit Erde und Mond im Hintergrund ist geplant.
Tausende haben die Mission vorbereitet
Die Orion-Kapsel soll den Mond umkreisen, sich ihm bis auf hundert Kilometer nähern und dann ihre Triebwerke zünden, um bis zu 64'000 Kilometer hinter den Mond vorzudringen – dies wäre ein Rekord für ein Raumschiff, das Menschen befördern soll.
Vor allem der Hitzeschild soll getestet werden, der bei seiner Rückkehr in die Erdatmosphäre einer Geschwindigkeit von fast 40'000 Kilometern pro Stunde und einer Temperatur halb so heiss wie die der Sonnenoberfläche standhalten muss.
Tausende Menschen aus den USA und Europa haben die Mission vorbereitet. Die Europäische Weltraumorganisation ESA steuerte beispielsweise das ESM-Servicemodul bei, das die Orion-Kapsel mit Strom, Wasser und Sauerstoff versorgt.
4,1 Milliarden Kosten pro Start
Trotz der jahrelangen Vorbereitung ist längst nicht sichergestellt, dass bei der Mission alles glatt läuft. «Wir machen etwas unglaublich Schwieriges, und das birgt Risiken», sagt Missionsleiter Mike Sarafin. Trotz zahlreicher Tests im Vorfeld werden die verschiedenen Teile der Kapsel und der Rakete zum ersten Mal gemeinsam fliegen.
Die Nasa will das Experiment auch dann fortsetzen, wenn sich die Solarpaneele von Orion nicht wie geplant entfalten – ein Risiko, das mit einer Besatzung nicht eingegangen werden würde.
Ein völliges Scheitern wäre jedoch verheerend für das Programm, das 4,1 Milliarden US-Dollar pro Raketenstart kostet und bereits fünf Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan liegt. Die nächste Mission, Artemis 2, soll Astronauten in eine Umlaufbahn um den Mond bringen, die Besatzung von Artemis 3 soll dann – frühestens 2025 – auf dem Mond landen.
Wetter könnte Zeitplan durcheinander bringen
An der bisher letzten Mondlandung, der Apollo-Mission 1972, waren ausschliesslich weisse Männer beteiligt. Unter den Astronauten der künftigen Artemis-Missionen sollen nun erstmals auch eine Frau und eine farbige Person sein.
Doch nicht nur eine erneute Mondlandung ist das Ziel von Artemis. Geplant ist eine dauerhafte Raumstation in der Mondumlaufbahn und eine Basis auf dem Planeten selbst – von wo aus eines Tages Astronauten weiter zum Mars reisen könnten.
Aber erst muss der Start von Artemis 1 klappen. Das Wetter in Florida ist zu dieser Jahreszeit launisch und könnte den Zeitplan ins Wanken bringen. Momentan stehen aber alle Ampeln auf Grün.
Blick berichtet live über den Start. (zis/SDA)