Grössere Studie macht Hoffnung
Nur rund jeder Achte leidet an Long Covid

Eine grössere britische Studie kommt zum Schluss, dass Long Covid weniger Corona-Patienten betrifft, als bisher angenommen. Zwar hat die Untersuchung auch Schwächen, stimmt mehrheitlich aber optimistisch.
Publiziert: 30.03.2021 um 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2021 um 11:55 Uhr
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Wer mit dem Coronavirus infiziert ist, kann an Langzeitfolgen leiden.
Foto: AFP

Eine Corona-Erkrankung mit mildem Verlauf ist nach wenigen Tagen ausgestanden. Dies war die Meinung zu Beginn der Krise. Mit der Zeit meldeten sich aber immer mehr Personen bei Ärzten, die – mit milden oder schweren Verläufen – auch Wochen, manchmal Monate nach einer Infektion über Probleme klagten.

Eine Studie der Uni Zürich nährte vergangenen Herbst diese Befürchtungen: Von 105 ehemaligen Corona-Patienten kämpften 22 Prozent mit Langzeitfolgen. Auch die Corona-Taskforce des Bundes anerkannte die Spätfolgen, die als Long Covid bezeichnet wurden: «Es gibt aktuell klare Belege, dass die Auswirkungen auf Herz und Lunge sowie auf das Gehirn länger andauern als die akute Infektionskrankheit selber.»

Jeder Achte leidet an Langzeitfolgen

Nun wurde die bisher wohl grösste Studie zu diesem Thema veröffentlicht. Sie widerlegt die bisherigen Befunde zwar nicht. Sie kommt allerdings zum Schluss: Es leiden deutlich weniger Personen als bisher angenommen an Long Covid.

Von gut 4000 Corona-Patienten litten laut der Studie des britischen «King's College» 13,3 Prozent länger als 28 Tage unter den Folgen von Covid-19. 4,6 Prozent hatten länger als 56 Tage und nochmals die Hälfte davon länger als vier Monate Beschwerden. Dafür litten 38 Prozent lediglich zwischen vier und acht Tagen an Corona-Symptomen. Die Studie wurde im renommierten Fachmagazin «Medicine Nature» publiziert und hat damit eine hohe Glaubwürdigkeit.

Mit dem Alter steigt das Risiko

Die Studie zeigt auch, dass das Risiko von Long Covid mit höheren Alter steigt und dass bei den jüngeren Patienten die Frauen mehr betroffen waren als die Männer.

Zu den häufigsten gemeldeten Beschwerden gehören der Verlust des Geruchssinns und Symptome in den Atemwegen. Auch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Taubheitsgefühle oder Tinnitus gehören zu den genannten Problemen.

Es gelang den Studienautoren auch, die Krankheit weiter zu analysieren. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, heisere Stimme und Muskelschmerz waren demnach die fünf Symptome, die in den ersten Wochen auftraten und die Langzeitbeschwerden andeuteten.

«Unsere Erfahrungen sind nicht so positiv»

Der «Tages-Anzeiger» befragte Aurélien Martinez, Oberarzt an der Klinik Infektiologie und Spitalhygiene des Universitätsspitals Basel, zur Studie. Dieser begrüsst die positiven Ergebnisse und hält sie für plausibel, macht allerdings auch Schwächen in der Methodik aus.

Befragt wurden Personen per App. Damit hätte wohl eine «relativ gesunde, fitte und eher junge Gruppe» an der Umfrage teilgenommen. Die Studienautoren schränken denn auch selbst ein, dass der Anteil der über 70-Jährigen in der Gruppe klein war. Die Zürcher Studie hat dagegen eine heterogene Gruppe von Covid-19-Patienten untersucht und fragte mehr Symptome nach.

90 Prozent der Befragten in der britischen Studie gaben an, nach drei Monaten wieder so gesund zu sein wie vor der Corona-Infektion. Martinez sagt dem «Tages-Anzeiger» allerdings: «Unsere Erfahrungen mit den Nachkontrollen von Patienten mit schweren Verläufen sind diesbezüglich nicht ganz so positiv.»

Zwar würden sich auch im Unispital Basel die meisten innert drei Monaten weitgehend erholen. Allerdings würden nur 70 bis 80 Prozent komplett genesen. Dazu passe, dass in der «Nature Medicine»-Studie ein Spitalaufenthalt der grösste Risikofaktor für lange anhaltende Coronasymptome sei, sagt der Infektiologe Martinez. (vof)

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