Weltweit beklagen sich unzählige Menschen darüber, dass sie auch Monate nach einer Corona-Infektion deutlich weniger leistungsfähig sind. Doch wie sehr das Virus wirklich der Lunge schadet, weiss man bislang nicht.
Jetzt aber haben Schweizer Mediziner eine Studie dazu veröffentlicht. Die Resultate sind erschreckend: Bei schweren und kritischen Covid-Erkrankungen betrug die Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität vier Monate nach der Infektion 76 Prozent des erwarteten Wertes. Auf Deutsch: Noch vier Monate nach der Infektion vermindert eine schwere Covid-19-Erkrankung die Sauerstoffaufnahme der Lunge im Durchschnitt um einen Fünftel gegenüber dem erwarteten Wert einer gesunden Person. Auch bei milden Verläufen wurden Langzeitfolgen nachgewiesen. Allerdings nahm da die Sauerstoffaufnahme «lediglich» um fünf Prozent ab.
«Nach Akutphase längst nicht überwunden»
Zu diesen Erkenntnissen kommt die «Swiss national Covid-19 lung study», ein gesamtschweizerisches Projekt von Lungenspezialisten, an der verschiedene pneumologische Zentren zusammengearbeitet haben. Die Experten bilanzieren, dass die «nachgewiesenen Veränderungen ein deutliches Warnsignal» seien. Eine Corona-Erkrankung sei nach der Akutphase längst nicht überwunden. Die Verfasser der «Swiss national Covid-19 lung study» weisen «mit Nachdruck» darauf hin, dass Patientinnen und Patienten auch nach der Akutphase von Covid-19 «dringend medizinisch in Kompetenzzentren multidisziplinär betreut und begleitet werden müssen».
«Wir hoffen, dass sich die covid-bedingten Lungenschäden bei diesen Patienten noch etwas verbessern», sagt Thomas Geiser, Chefarzt und Direktor der Universitätsklinik für Pneumologie des Universitätsspital Bern, zu BLICK. «Leider ist jedoch davon auszugehen, dass es bei einem Teil der Patienten zu Lungenveränderungen im Sinne von Vernarbungen gekommen ist, welche nicht mehr zurückgebildet werden können und die Patienten damit längerfristig von Seiten der Atmung limitiert sein können.»
Für die Untersuchung wurden die Daten von 113 Patienten ausgewertet. Davon wiesen 66 einen schweren bis kritischen und 47 einen milden bis mässig-schweren Verlauf auf. Erhoben wurden Daten zur Lungenfunktion (inkl. Atemmuskelkraft), der Kohlenmonoxid-Diffusionskapazität (DLCO), einem 6-Minuten-Gehtest, sowie CT-Aufnahmen der Lunge. Bekannte Risikofaktoren wie BMI, Rauchen, Alter und Vorerkrankungen und weitere wurden ebenfalls erfasst, schreibt die Berner Inselgruppe in einer Mitteilung.