Gespräche zwischen Russland, dem Iran und der Hamas in Moskau
Was führen die Kriegstreiber im Schilde?

In Moskau haben Vertreter von Russland, dem Iran und der Hamas Gespräche geführt. Bauen die Kriegstreiber an einer gemeinsamen Front gegen den Westen? Wir liefern Antworten zum Treffen der Achse des Bösen.
Publiziert: 27.10.2023 um 15:47 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2023 um 15:52 Uhr
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Der russische Vize-Aussenminister Michail Bogdanow (m.) hat in Moskau Vertreter der Hamas empfangen.
Foto: Zvg
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Guido FelderAusland-Redaktor

Russland, Iran und Hamas: Die beiden Regierungen und die palästinensische Terrororganisation stehen für blanken Hass gegenüber der westlichen Welt. In Moskau haben sich am Donnerstag Vertreter zu Gesprächen getroffen. 

Offiziell heisst es, dass Moskau mit der Hamas über die Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln sowie der Evakuierung von russischen Staatsbürgern verhandle. Was führen die Vertreter der neuen Achse des Bösen wirklich im Schilde?

Warum spannen Moskau, Teheran und die Hamas zusammen?

Bei den Gesprächen mit dem Iran dürfte es um neue Waffenlieferungen und den Ausbau der bilateralen Beziehungen gehen. Ulrich Schmid (58), Russland-Experte an der Uni St. Gallen: «Russland baut im Iran ein AKW und kauft von Teheran die berüchtigten Schahed-Drohnen.»

Anfang Woche hatte der Iran bekannt gegeben, dass er kurz vor dem Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der Eurasischen Wirtschaftsunion stehe, einem von Russland angeführten Wirtschaftsblock ehemaliger sowjetischer Staaten. 

Es könnte aber auch um Friedensvermittlungen gehen. Schmid: «Russland hatte sich schon kurz nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober – dem Geburtstag von Wladimir Putin (71) – als Friedensvermittler ins Spiel gebracht. Moskau will wieder als anerkannter Player auf die politische Bühne zurückkehren.»

Russland unterhalte mit den Palästinensern, dem Iran und auch mit Israel keine innigen, aber doch funktionierende Beziehungen, sagt Schmid (58). So habe die palästinensisch-sowjetische Freundschaft eine lange Tradition. 

Könnten die drei einen Krieg gegen den Westen anzetteln?

Selber hat Russland zurzeit wegen des Krieges in der Ukraine keine Kapazitäten, sich in weiteren militärischen Konflikten zu engagieren. «Aber der Kreml eröffnet neue politische Fronten, wo er kann», sagt Ulrich Schmid. So sehe Putin auch in der Moldau und Bosnien Möglichkeiten, um sich als antiwestliche Führungsmacht zu profilieren. 

Wie reagiert Israel auf das Treffen?

Israel verurteilt das Treffen in aller Schärfe. «Wir fordern die russische Regierung auf, die Hamas-Terroristen unverzüglich auszuweisen», teilte der Sprecher des israelischen Aussenministeriums, Lior Haiat (49), am Donnerstag mit. Die hohen Hamas-Funktionäre hätten an ihren Händen das Blut von 1400 getöteten Israelis, «die abgeschlachtet, ermordet, hingerichtet und verbrannt wurden.»

Israel hat gegen Russland keine Sanktionen verhängt. Es leistet auch keine Militärhilfe an die Ukraine, die gerne die israelische Iron-Dome-Technologie übernehmen würde, um feindliche Raketen abzuwehren. 

Auf welcher Seite steht Erdogan?

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel übte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (69) zuerst in Zurückhaltung. Am Mittwoch überraschte er mit einer Pro-Hamas-Aussage. Vor Abgeordneten sagte er: «Die Hamas ist keine Terrorgruppe, sondern eine Widerstandsgruppe, die kämpft, um ihr Land und ihr Volk zu schützen.» Schon früher hatte Erdogan Israel als «Terrorstaat» bezeichnet. 

In den Augen der meisten Türken macht sich Israel schuldig, weil es eine Besatzungsmacht sei und das palästinensische Volk unterdrücke. Im türkischen Parlament sitzen neu Vertreter der Hüda Par, der kurdischen Version der Hisbollah. Erdogan ist mit ihnen einen Deal eingegangen: Parlamentssitze gegen Unterstützung. 

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