Geheime Gespräche zwischen USA und Russland
«Putin ist das grösste Hindernis für jeden Fortschritt»

Hinter den Kulissen soll es Kontakte zwischen ehemaligen US-Regierungsbeamten und dem Kreml geben. Ein Medienbericht beruft sich auf einen amerikanischen Teilnehmer der diplomatischen Gespräche.
Publiziert: 28.07.2023 um 21:39 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2023 um 21:46 Uhr
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Sucht eine Entscheidung auf dem ukrainischen Schlachtfeld: Der russische Präsident Wladimir Putin.
Foto: keystone-sda.ch

Ein Insider berichtet über brisante diplomatische Gespräche zwischen Washington und Moskau. Das schreibt die regierungskritische Zeitung «Moscow Times», die von einer Stiftung in den Niederlanden herausgegeben wird. Die geheimen Kontakte finden angeblich zwischen ehemaligen hochrangigen US-amerikanischen Sicherheitsbeamten und ranghohen Mitgliedern des Kreml statt.

Der US-Nachrichtensender CBS News berichtete bereits Anfang Juli, dass es solche Gespräche im Hintergrund geben soll. Ziel dieser Bemühungen sei es, die Grundlage für Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine zu schaffen, hiess es. Jetzt äussert sich erstmals ein angeblicher Teilnehmer – aufgrund der Vertraulichkeit der Gespräche jedoch nur anonym, wie es heisst.

Bemühungen in einer Sackgasse?

Die Kontakte finden demnach mindestens zweimal im Monat statt, oft in Form von Online-Meetings. «Ich habe Moskau mindestens alle drei Monate besucht», sagt der ehemalige Beamte. Während Russland und die Ukraine die Entscheidung auf dem Schlachtfeld suchen, äussert der Gesprächsteilnehmer das Gefühl, dass die laufenden Bemühungen in eine Sackgasse geraten sind: «In der russischen Diplomatie ist jetzt alles miteinander verbunden, alles dreht sich um den Schauplatz des Krieges, was es unmöglich macht, irgendeine produktive Form der Diplomatie zu betreiben.»

Das Problem liege weniger bei der russischen Elite insgesamt als beim russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) im Besonderen. «Putin ist das grösste Hindernis für jeden Fortschritt», sagt der Ex-US-Beamte. «Die US-Regierung hat mindestens einen Versuch unternommen, mit dem Kreml zu sprechen, aber Putin selbst hat sich geweigert.»

Weisses Haus dementiert

Der Nationale Sicherheitsrat des Weissen Hauses erklärt auf Twitter, die USA hätten «keine offiziellen oder ehemaligen Beamten gebeten, einen Geheimkanal zu öffnen, und streben einen solchen auch nicht an». Man würde auch keine Botschaften durch andere übermitteln. «Wenn wir nichts über die Ukraine ohne die Ukraine sagen, dann meinen wir das auch so.»

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Die Geheimgespräche zeigen laut dem ehemaligen Beamten, dass die Russen nicht in der Lage sind, zu formulieren, was genau sie wollen und brauchen. «Sie wissen nicht, wie sie Sieg oder Niederlage definieren sollen.» Einige der Eliten, mit denen er gesprochen habe, hätten den Krieg von vornherein nicht gewollt und sogar gesagt, dass er ein kompletter Fehler gewesen sei. «Aber jetzt sind sie im Krieg – eine demütigende Niederlage zu erleiden, ist für diese Leute keine Option.»

An diesem Punkt habe man deutlich gemacht, dass die USA bereit seien, konstruktiv mit den Sicherheitsinteressen Russlands zusammenzuarbeiten. Dies ganz im Gegensatz zur offiziellen US-Linie, die darauf abzielt, Russland finanziell zu strangulieren und international zu isolieren, um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. «Ein Versuch, Russland zu isolieren und zu verkrüppeln, bis es gedemütigt wird oder zusammenbricht, würde Verhandlungen fast unmöglich machen – wir sehen dies bereits an der Zurückhaltung von Moskauer Beamten», sagt der angebliche Teilnehmer der Geheimgespräche. (noo)

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