Behörden warnen schon jetzt
Ukraine steht knallharter Winter bevor

Mitten im Sommer warnen ukrainische Energie-Experten vor dem kommenden Winter. Dieser könnte noch härter werden als im vergangenen Jahr.
Publiziert: 28.07.2023 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2023 um 10:58 Uhr
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Alexander Chartschenko, Direktor des Zentrums für Energieforschung, warnt vor einem harten Winter.
Foto: Screenshot Youtube / Ukraine Media Information

Anhaltender Beschuss der Energieversorgung, Schwierigkeiten bei der Lieferung von Ersatzteilen: Bereits im vergangenen Winter mussten sich viele Ukrainerinnen und Ukrainer warm anziehen. Immer wieder kam es zu Ausfällen bei Strom und Heizung.

Nun ist Hochsommer – doch die Behörden warnen bereits jetzt vor den kälteren Monaten. «Ich würde allen Ukrainern raten, sich auf einen schwierigen Winter vorzubereiten», sagte Alexander Chartschenko, Direktor des Zentrums für Energieforschung. Der russische Beschuss habe weite Teile der Energieinfrastruktur zerstört. Diese könne nicht innerhalb eines Jahres einfach so wieder aufgebaut werden. «Das ukrainische Energiesystem wird deshalb in den kommenden Monaten anfälliger für Stromausfälle sein», sagte Chartschenko im Interview mit dem ukrainischen Sender Espreso TV.

Klimaanlagen erschweren Reparaturen zusätzlich

Es sei schwierig, genaue Prognosen bezüglich der Einschränkungen im Winter zu treffen. Es sei aber klar, dass es zahlreiche kaputte Geräte gebe, die die Kapazität des Versorgungsnetzes stark einschränken würden. Viele von diesen Geräten würden sich nicht innerhalb eines Jahres reparieren lassen. Ausserdem würden jetzt im Sommer vielerorts Klimaanlagen genutzt. «Das führt zu einer hohen Belastung des Netzwerks und erschwert die Reparaturen zusätzlich.»

Durch die vielen Beschüsse durch die russische Armee habe sich die Kapazität des ukrainischen Stromnetzes immer weiter reduziert. Chartschenko geht deshalb davon aus, dass es im kommenden Winter vermehrt Stromausfälle geben dürfte und diese auch länger andauern werden als noch im vergangenen Winter.

Der Experte rät deshalb den Ukrainern, sich bereits jetzt auf den möglicherweise harten Winter vorzubereiten. «Am besten sollte man Treibstoff für Generatoren bereithalten. Ausserdem sollten Powerbanks und andere Hilfsmittel beschafft werden, um allfällige Stromausfälle überbrücken zu können.»

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Strategie ging nicht auf

Im vergangenen Jahr beschoss Russland vor allem im Herbst und Winter spezifisch Gebäude und Teile der ukrainischen Energieinfrastruktur. Kreml-Herrscher Wladimir Putin (70) glaubte, die Angegriffenen mit seinen Raketenangriffen auf zivile Elektrizitätswerke und Heizzentralen in die Knie zu zwingen. Militärexperte Marcel Berni erklärte bereits im vergangenen Herbst gegenüber Blick, dass Putins Winter-Terror-Strategie nicht aufgehen dürfte.

Tatsächlich knickte die Ukraine nicht ein. Die Einwohner des angegriffenen Landes bereiteten sich bereits Wochen im Voraus auf den Winter vor, auch der Westen stellte seine Unterstützung nicht ein. In den vergangenen Monaten verlegte sich der Fokus denn auch weg von der Energieversorgung auf das eigentliche Schlachtfeld im Osten des Landes. Ob das russische Militär im Herbst wieder vermehrt Energie-Infrastruktur beschiessen wird, ist indes völlig offen. (zis)

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