In Soledar lieferten sich Russen und Ukrainer in den letzten Tagen erbitterte Kämpfe. Den Neuseeländer Andrew Bagshaw (48) und den Briten Christopher Parry (28) scheint das nicht abgeschreckt zu haben.
Am Freitag sollen sich die beiden freiwilligen Helfer auf den Weg in die Stadt gemacht haben. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur. Am Samstag wurden sie im nahe gelegenen Bachmut als vermisst gemeldet. Bagshaw und Parry halfen Menschen bei der Evakuierung von der Frontlinie des Krieges, berichtet die BBC.
Jetzt zittern die Familien der beiden jungen Männer um sie. Denn: Am Dienstagabend verkündete die Söldnertruppe Wagner die Eroberung von Soledar.
Bagshaw und Parry halfen alten und behinderten Menschen bei der Flucht
Die Familie von Christopher Parry beschreibt ihn als aussergewöhnlichen Menschen, der «mitfühlend und fürsorglich» sei. Er habe sich nicht von seiner Arbeit in der Ukraine und der Rettung älterer und behinderter Menschen abbringen lassen. Sie betonten, dass sie Parry «alle sehr lieben» würden und «sehr stolz» auf ihn seien.
In einem Interview mit der BBC an Weihnachten hatte Parry seinen «Drang zu helfen» betont. Er erzählte von ständigen Bombardierungen und einer Drohne, die bis auf zehn Meter an ihn herangekommen sei.
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Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten
Auch die Familie von Andrew Bagshaw meldete sich zu Wort. Sie lebt in Neuseeland. Der 48-Jährige sei ein «sehr intelligenter, unabhängig denkender Mensch». In einer an neuseeländische Medien herausgegebenen Erklärung beschreiben Philip und Sue Bagshaw (beide 73) die Arbeit ihres Sohnes. Er habe Lebensmittel und Medikamente geliefert.
Sie bestätigten zudem, dass er älteren Menschen dabei geholfen hat, von der Front zu fliehen. Gegenüber Radio New Zealand sagten sie, er habe sich freiwillig in der Ukraine gemeldet, weil es für ihn das moralisch Richtige gewesen sei.
Wurden die beiden Männer von den Russen gefangen genommen?
Die Suche nach den beiden Männern gestaltet sich schwierig, auch weil es in der Region weder Strom noch Handyempfang gibt. Grzegorz Rybak (45), der mit Bagshaw in der Ukraine zusammen gearbeitet hat, sagte dem neuseeländischen Radiosender, die Menschen, die nach Bagshaw suchten, seien körperlich und emotional erschöpft, aber sie würden die Suche so gut wie möglich fortsetzen. «Die Polizei sucht nach ihm, die Armee sucht nach ihm, er hat sich grossen Respekt verschafft», erklärte Rybak.
Der Übersetzer ergänzte, Bagshaw habe durch seine Arbeit in Bachmut Menschlichkeit auf höchstem Niveau gezeigt. Rybak wisse zwar nicht, was mit Bagshaw geschehen sei, aber er mutmasst, dass der Neuseeländer sich wahrscheinlich in russischen Händen befinde, falls er noch lebe.
Der ehemalige neuseeländische Verteidigungsminister Wayne Mapp sagte, die britische Regierung, die über eine weitaus stärkere diplomatische Vertretung in der Region verfüge, tue alles in ihrer Macht Stehende, um mit den Ukrainern und den Hilfsorganisationen zusammenzuarbeiten und Bagshaw ausfindig zu machen. Das britische Aussenministerium bat erneut alle britischen Staatsangehörigen, die sich noch in der Ukraine aufhalten, auszureisen. Es bestehe «reale Lebensgefahr».