Kurz vor 20 Uhr will Natalie Lemke ihren zweijährigen Sohn ins Bett bringen. Plötzlich klingelt es an der Haustür – doch die Frau aus Tangendorf bei Hamburg (D) erwartet keinen Besuch.
Als sie öffnet, stehen 13 fremde Männer vor der Tür. Schnell stellt sie fest, dass es sich um Flüchtlinge mit Koffern handelt, die einen Schlafplatz suchen. Das berichtet der «Winsener Anzeiger». Passiert ist der kuriose Vorfall am Donnerstag.
So verwirrt wie Lemke müssen auch die Flüchtlinge im ersten Moment gewesen sein. Die Verständigung gestaltet sich schwierig, da die Männer weder Deutsch noch Englisch sprechen. Doch dann zeigen sie der Frau die Wegbeschreibung, die ihnen die Winsener Kreisverwaltung ausgedruckt und mitgegeben hatte. Die Männer hatten die dort notierte Adresse gefunden – aber sie war falsch.
Flüchtlinge in falsches Dorf geschickt
Eigentlich sollten die Flüchtlinge die ersten Bewohner der neuen Asylunterkunft in Garstedt – rund vier Kilometer von Tangendorf entfernt – werden. Zum Missverständnis führte eine fehlerhafte Wegbeschreibung der Kreisverwaltung: Strasse und Hausnummer der Asylunterkunft sind identisch mit der Adresse von Lemke – Postleitzahl und Ort jedoch nicht. So wurden die Flüchtlinge versehentlich in den falschen Ort geschickt.
Da es aber bereits spätabends war, fuhren keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. Schliesslich rief Lemke die Polizei an, um die Situation zu klären.
Gegenüber dem «Winsener Anzeiger» berichtet die Frau, dass ihr Puls bis zum Hals geschlagen habe. Sie habe Tränen in den Augen gehabt und sich unsicher gefühlt. «Und die Männer können nichts dafür.»
Mitarbeiter habe nicht aufgepasst
Vor Ort nahm die Polizei Kontakt mit der Unterkunft auf. Gemeinsam konnten sie die Flüchtlinge nach Garstedt bringen. Doch Lemke fordert eine Aufklärung von der Kreisverwaltung.
Warum wurden die Flüchtlinge überhaupt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Unterkunft geschickt? Die betroffene Anwohnerin erhält bereits am nächsten Tag eine Entschuldigung vom Landkreis, wie der «Winsener Anzeiger» berichtet. Wegen der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen habe man keine Fahrdienste mehr organisieren können.
«Es waren die ersten Flüchtlinge, die nach Garstedt kommen sollten.» Den Fehler bei der Wegbeschreibung bedauere man sehr. Ein Mitarbeiter habe dabei nicht aufgepasst. (gs)