Auf einen Blick
- Russische Truppen rücken schnell vor, Pattsituation in der Ukraine beendet
- Mehrere ukrainische Orte wurden am Wochenende von Russen eingenommen
- Seit 1. September eroberten russische Streitkräfte 1103 Quadratkilometer Land
Diese Einschätzung dürfte Kiew nicht gefallen: Die jüngsten Geländegewinne der Russen «bei Wuhledar und Welya Nowosilka zeigen, dass der Krieg in der Ukraine nicht in einer Pattsituation ist». So schreiben es die Militärexperten vom Institute for the Study of War (ISW) in ihrem Lage-Update vom Sonntagabend. Die beiden Städte liegen in der Ostukraine.
Damit nicht genug, konstatieren die Experten, dass die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin (72) aktuell so schnell vorrücken wie im gesamten Jahr 2023 nicht. Sie berufen sich dabei auf Angaben von Militärbloggern und geolokalisierte Aufnahmen.
Russen knöpfen den Ukrainern Land ab
Kateryniwka, Jelysawetiwka, Illinka und wahrscheinlich auch Romaniwka: All diese Orte sollen die Russen allein am vergangenen Wochenende eingenommen haben. Auch in Trudowe sollen die russischen Streitkräfte erfolgreich vorgerückt sein.
Schon seit dem 1. September geht es so. Die Russen stossen mit hohem Tempo vor und nehmen den Ukrainern Quadratmeter um Quadratmeter Land ab.
Seit dem 1. September sollen die russischen Streitkräfte 1103 Quadratkilometer Land erobert haben. Deutlich mehr als 2023, als wegen der ukrainischen Gegenoffensive nur vergleichsweise mickrige 387 Quadratkilometer eingenommen wurden.
Der Stellungskrieg ist also vorbei, doch wie geht es jetzt weiter? Auch auf diese Frage haben die Militärexperten in ihrem Lage-Update eine Antwort – oder besser mehrere. Eine Option für Putins Truppen wäre südwestlich, östlich und nordöstlich von Welyka Nowosilka vorzustossen. Das Gebiet könnte dadurch eingekesselt werden.
Kommt jetzt die Autobahn-Offensive?
Der Vorteil, den diese Lösung den Russen bietet: Sie könnten einem Frontalangriff auf die gut vorbereiteten ukrainischen Truppen ausweichen, den Druck auf die südwestliche und östliche Flanke der Stadt erhöhen und so den Gegner zum Rückzug bewegen.
Eine weitere Möglichkeit wäre das Vorrücken des russischen Militärs vom Süden aus entlang der Autobahn H15 nach Andrijiwka. Von dort aus könnten ebenfalls weitere ukrainische Einheiten eingekesselt werden.
Das eigentliche Ziel bleibt unerreicht
Die dritte Möglichkeit beschreibt einen russischen Vorstoss von Selydowe aus nach Westen und Südwesten in Richtung Andrijiwka, mit dem Ziel, die ukrainischen Kämpfer nördlich von Kurachowe zum Rückzug zu zwingen.
Das eigentliche Ziel, welches das russische Verteidigungsministerium für Herbst und Winter ausgerufen hat, würde mit keinem der drei Optionen erreicht. Bei der Eroberung von Pokrowsk kommt man nicht voran. Immer wieder werden die Offensiven der Russen durch die Ukrainer abgewehrt.